Roger Waters schreibt offenen Brief an Putin: "Wenn du das tust, f* dich"
Los Angeles (USA) - Die Haltung von "Pink Floyd"-Mitbegründer Roger Waters (79) zum Krieg in der Ukraine kommt vor allem bei vielen Polen nicht gut an. Zwei für das kommende Frühjahr in Kraków (Krakau) geplante Auftritte wurden deshalb bereits abgesagt. Nun legte der Musiker nach: Er schrieb einen offenen Brief an Kremlchef Wladimir Putin (69).
Der britische Musiker sorgte Anfang August mit seinen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg im Nachbarland für viel Empörung. Damals erklärte Waters in einem Interview, US-Präsident Joe Biden (79) "schürt das Feuer in der Ukraine", und "das ist ein großes Verbrechen." Zudem behauptete der 79-Jährige, die USA verlängerten die Dauer des Krieges. Wenn Biden wolle, wäre der Krieg "morgen beendet".
In Polen hagelte es daraufhin von vielen Seiten Kritik, die Stadt Kraków plante sogar, den Künstler zur unerwünschten Person zu erklären.
Offenbar ließ das Waters nicht kalt. Am Sonntag reagierte er auf seinen Social-Media-Kanälen. Dort schrieb er an den Stadtrat von Kraków sowie Journalisten von "The Guardian" und "Gazeta Krakowska" gewandt: "Ihre Zeitungen liegen falsch, wenn sie behaupten, dass ich oder mein Management meine bevorstehenden Konzerte in Kraków abgesagt haben, das haben wir nicht getan."
Dann warf er Stadtrat Łukasz Wantuch vor, seine Aktionen für die Menschenrechte nicht zu würdigen und stattdessen die Fans aufzufordern, keine Tickets für seine Shows in Polen zu kaufen und fragte: "Nicht sehr demokratisch, Herr Wantuch?"
Wantuch reagierte prompt und schlug dem Musiker vor, er könne humanitäre Hilfe in Bucza oder Irpin leisten, also dort, wo russische Truppen stationiert sind. "Dann sehen Sie mit eigenen Augen, wie das Leben unter der russischen Besatzung aussieht" und "wie falsch Sie mit Ihren Worten liegen", zitiert Gazeta Krakowska den Lokalpolitiker.
Offenbar veranlasste das Roger Waters zu einer weiteren Reaktion: Er schrieb einen offenen Brief an Putin!
Nachricht nimmt einen schärferen Ton an
Veröffentlicht wurde das Schreiben unter anderem auf Waters' Facebook-Seite. Der Sänger begann mit einer Erklärung, dass er in den sozialen Medien gefragt wurde, warum er Olena Selenska (44), der Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskyj (44), geschrieben habe, aber nicht dem russischen Präsidenten. "Sehr gute Frage", schrieb der Ex-"Pink Floyd"-Bassist, er sei "froh", dass sie gestellt wurde.
Dann richtete er sich direkt an Putin und behauptete, dass er seit Kriegsbeginn versucht habe, seinen "geringen Einfluss geltend zu machen, um einen Waffenstillstand und eine diplomatische Einigung zu fördern, die den Sicherheitsbedürfnissen sowohl der Ukraine als auch der Russischen Föderation Rechnung trägt." Eben zu diesem Zweck habe der 79-Jährige zwei offene Briefen an Selenska verfasst.
Konkret fragte er den russischen Machthaber, ob er "gerne ein Ende dieses Krieges sehen" würde. Wenn er "Ja, bitte" sagen würde, dann würde das "die Sache sofort viel einfacher machen". Ebenso wenn Putin erklären würde, dass Russland "keine weiteren territorialen Interessen jenseits der Sicherheit der russischsprachigen Bevölkerung der Krim, in Donezk und Lubansk hat."
Später nimmt die Nachricht einen etwas schärferen Ton an: "Ich sage das, weil ich einige Leute kenne, die glauben, Sie wollen ganz Europa überrennen, angefangen mit Polen und den baltischen Staaten. Wenn du das tust, fick dich", schrieb Waters klipp und klar. Außerdem forderte er alle Seiten auf, mit dem "gefährlichen nuklearen Spiel" Schluss zu machen und formulierte ironisch: "Jawoll, Sprengen Sie sich ruhig einfach gegenseitig und die Welt in die Luft."
Dann stellte Waters klar: "Das Problem ist, ich habe Kinder und Enkelkinder, und so geht es den meisten meiner Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt, und keiner von uns würde das Ergebnis genießen."
Olena Selenska antwortete auf Twitter
Abschließend bat er Putin um eine Zusicherung, auf nukleare Schritte zu verzichten, und alle Beteiligten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zudem wies er darauf hin, dass Olena Selenska ihm über Twitter geantwortet hatte, was ihn "sehr überrascht und sehr gerührt" habe.
"Wenn Sie mir antworten würden, würde ich Sie dafür sehr respektieren und es als einen ehrenvollen Schritt in die richtige Richtung hin zu einem nachhaltigen Frieden werten", erklärte er in Richtung des russischen Präsidenten.
Über eine Antwort Putins ist bislang nichts bekannt.
Titelfoto: ALBERTO PIZZOLI / AFP