Nowitschok-Überlebender warnt Nawalnys Witwe: "Sie könnten die Nächste sein"

Salisbury/Moskau - Charlie Rowley überlebte 2018 eine Vergiftung mit Nowitschok. Seine Partnerin, Dawn Sturgess (†44) starb damals. Seit dem Vorfall sei der 50-jährige Brite traumatisiert und teilweise gelähmt. Nun befürchtet er, dass die Witwe des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexei Nawalny (†47), Julia Nawalnaja (47), das nächste Opfer sein könnte - und warnte sie eindringlich.

Julia Nawalnaja (47), die Witwe des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny (†47), kündigte an, den politischen Kampf ihres Mannes weiterzuführen.
Julia Nawalnaja (47), die Witwe des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny (†47), kündigte an, den politischen Kampf ihres Mannes weiterzuführen.  © Uncredited/Navalny Team/AP/dpa

Rowley meldete sich zu Wort, nachdem Nawalnaja in den sozialen Medien ein Video veröffentlicht hatte, in dem sie erklärte, dass der russische Präsident Wladimir Putin (71) ihren inhaftierten Ehemann mit dem Nervengift Nowitschok ermorden ließ, weil er "nicht gebrochen werden konnte".

Nawalnys Leiche wurde erst am Samstag - neun Tage nach seinem Ableben - an dessen Mutter übergeben.

Gegenüber The Mirror sagte Rowley, Nawalnys Tod habe dazu geführt, dass er wieder in eine posttraumatische Belastungsstörung und in seine schlimmsten Albträume zurückgefallen sei.

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An Julia Nawalnaja gerichtet ergänzte er: "Ich möchte Sie warnen, auf sich aufzupassen. Seien Sie sehr vorsichtig, sonst könnten Sie die Nächste sein".

Rowley lebe noch immer in Angst. Er wisse, dass Putin "Leben ruiniert" und könne "böse Worte" über ihn sagen, wolle es aber nicht.

Eine Parfümflasche wurde Rowley zum Verhängnis

Kremlkritiker Alexej Nawalny seine Frau Julia Nawalnaja 2017 bei einem Treffen, bei dem er für die Präsidentschaftswahlen in Russland nominiert wurde.
Kremlkritiker Alexej Nawalny seine Frau Julia Nawalnaja 2017 bei einem Treffen, bei dem er für die Präsidentschaftswahlen in Russland nominiert wurde.  © Pavel Golovkin/AP/dpa

Zudem sei er noch immer traumatisiert von dem, was Sergei Skripal (72) in Salisbury passiert ist. Der damalige russische Agent wurde 1995 vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 rekrutiert und war danach als Doppelagent tätig - bis er enttarnt wurde.

Im März 2018 wurden er und seine damals 33-jährige Tochter Julia in kritischem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie mit Nowitschok in Kontakt gekommen waren. Sie überlebten den mutmaßlichen Mordversuch.

Vier Monate später fand Charlie Rowley in einem Mülleimer eines Wohltätigkeitsladens eine gefälschte Parfümflasche von Nina Ricci, die Nowitschok enthielt. Das Fläschchen sollen die von Moskau geschickten Männer bei ihrem Attentat auf die Skripals verwendet haben.

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Rowley gab das vermeintliche Parfüm seiner Partnerin, die es auf ihr Handgelenk sprühte. Beide atmeten das Gift ein und das Paar wurde innerhalb weniger Stunden in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort starb Dawn Sturgess am 8. Juli 2018. Rowley selbst erlitt mehrere Schlaganfälle und Nervenschäden. Außerdem verlor er sein Zuhause, weil das Grundstück mit dem Gift stark kontaminiert war.

Auch Alexej Nawalny war bereits 2020 im Zuge seiner Ermittlungen zur Korruption in Russland mit Nowitschok vergiftet worden. Ob das Gift auch dieses Mal eingesetzt wurde und seinen Tod verursacht hat, ist noch nicht bekannt.

Titelfoto: Uncredited/Navalny Team/AP/dpa

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