Noch weniger Gas! Gazprom reduziert seine Lieferungen drastisch
Lubmin - Schlechte Nachrichten zum Montagabend! Der russische Gaskonzern Gazprom hat bekanntgegeben, seine Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 schon bald deutlich zu reduzieren.
Verwirrung pur zum Montagnachmittag. Kurz nach 16.30 Uhr sickerte die Nachricht durch, dass Gazprom bereits ab dem morgigen Dienstag seine Gaslieferungen an Deutschland deutlich reduzieren möchte.
Wenig später dann das Dementi von Klaus Müller (51), Chef der Bundesnetzagentur, auf Twitter. Nicht ab Dienstag, sondern erst ab Mittwoch möchte der Gazprom nur noch 20 Prozent der eigentlichen Kapazität von Nord Stream 1 an Deutschland liefern – zuvor waren es immerhin noch 40 Prozent gewesen.
Als Grund gab der russische Staatskonzern Reparaturarbeiten an einer weiteren Turbine an. Den bestreitet das Bundeswirtschaftsministerium hingegen. "Es gibt nach unseren Informationen keinen technischen Grund für eine Reduktion der Lieferungen", hieß es in einem ersten Statement einer Sprecherin.
"Wir haben die Ankündigung zur Kenntnis genommen. Wir beobachten die Lage im engen Austausch mit der Bundesnetzagentur und dem Krisenteam Gas genau."
Ziele bei Gasspeichern unrealistisch?
Wenige Stunden zuvor hatte sich Klaus Müller sowohl auf Twitter, als auch bei einem Gas-Treffen in Stuttgart skeptisch geäußert, ob man den für November angepeilten Füllstand der deutschen Gasspeicher von 90 beziehungsweise 95 Prozent überhaupt erreichen könne.
Noch ausgehend von einer 40 prozentigen Auslastung von Nord Stream 1 sprach er davon, dass im besten Falle eher Füllstände von 80 beziehungsweise 85 Prozent realistisch seien.
Weiter gab Müller Auskunft über die aktuellen Füllstände der Speicher: "Die deutschen Gasspeicher liegen (Stand 23.7.) bei 65,91 % ... und damit endlich wieder auf einem ordentlichen Einspeicherpfad. Jetzt gilt es die 75 % Quote zum 1.9. zu schaffen."
Um für den Winter bestmöglich vorbereitet zu sein und bestmögliche Füllstände zu erreichen, sei es Ziel von Regierung und Bundesnetzagentur, 20 Prozent Gas einzusparen.
"Wir liegen im Moment bei etwa 14 Prozent Einsparung. Ohne zusätzliche Anstrengung kommen wir da im Winter nicht hin."
Habeck wirft Putin "perfides Spiel" vor
Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) meldete sich am Abend ebenfalls zu Wort. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Es gibt keine technischen Gründe für die Lieferkürzungen. Die Turbine steht zur Auslieferung an Russland bereit."
Die Ausfuhrdokumente von Siemens Energy würden vollständig vorliegen. Doch Moskau verweigere die Ausstellung der Einfuhrdokumente. "Russland bricht Verträge und gibt anderen die Schuld", so Habeck. "Putin spielt ein perfides Spiel". Die Strategie des russischen Präsidenten sei durchsichtig.
"Er versucht, die große Unterstützung für die Ukraine zu schwächen und einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben. Dafür schürt er Unsicherheit und treibt die Preise. Dem setzen wir Geschlossenheit und konzentriertes Handeln entgegen. Wir treffen Vorsorge, damit wir durch den Winter kommen."
Fazit: Die Situation ist alles andere als leichter geworden.
Originalmeldung von 17.15 Uhr, aktualisiert um 19.53 Uhr
Titelfoto: Stringer/dpa