Russland - Nächste Eskalation im Ukraine-Krieg. Russland hat zum ersten Mal Ziele in der Ukraine mit der experimentellen Rakete "Oreschnik" beschossen. Wladimir Putin (72) begründet den Abschuss mit dem Einsatz westlicher Langstreckenwaffen gegen sein Land.
Nach allem, was bekannt ist, schlug das russische Geschoss in der Nacht zum Donnerstag auf dem Gelände des staatlichen ukrainischen Rüstungsunternehmens Juschmasch im Süden der Großstadt Dnipro ein.
Videos zeigen, wie in kurzer Abfolge mindestens sechs Geschosse aus einem ungewöhnlich hohen Winkel einschlagen. Informationen zu Schäden an der ukrainischen Raketenfabrik wurden nicht veröffentlicht.
Zuvor gestatteten die USA der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen auch gegen Ziele tief in Russland.
Inzwischen haben sowohl das Pentagon als auch die ukrainische Seite den Einsatz einer experimentellen russischen Rakete bestätigt. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums soll es sich um eine Mittelstreckenrakete (IRBM) handeln, die auf dem Design der russischen Interkontinentalrakete RS-26 "Rubesch" basiert.
Tatsächlich deutet jedoch vieles darauf hin, dass die neuartige Rakete, die von den Russen als "Oreschnik" bezeichnet wurde, mit manövrierfähigen Wiedereintrittskörpern (MARV) bestückt war. Das Geschoss kann offenbar mehrere Ziele gleichzeitig angreifen und noch in der Endphase des Anfluges Kurskorrekturen durchführen.
Video: Mehrere Geschosse schlagen in Dnipro ein
Welchen Einfluss hat "Oreschnik" auf den Verlauf des Krieges?
Nach Angaben russischer Kriegsblogger soll "Oreschnik" eine Reichweite von bis zu 5000 Kilometern haben, sechs manövrierfähige Sprengköpfe tragen und in der Lage sein, jede Raketenabwehr überwinden zu können. Die Fluggeschwindigkeit soll bei Mach 10 bis 15 liegen, bei etwa 2 bis 3 Kilometern in der Sekunde.
Sollten sich diese Angaben bewahrheiten, dürfte es der Ukraine praktisch unmöglich sein, diese Waffe mit ihren Patriot-Systemen abzuwehren. Zudem dürfte "Oreschnik" eine wesentlich höhere Nutzlast als beispielsweise russische Kinschal-Hyperschallraketen oder Iskander-Mittelstreckenraketen haben.
Allerdings ist es fraglich, ob "Oreschnik" tatsächlich einen Einfluss auf das weitere Kriegsgeschehen hat. In naher Zukunft dürfte die Massenproduktion ausgeschlossen sein - an der operativen Einsatzfähigkeit der experimentellen Rakete bestehen erhebliche Zweifel.
Vielmehr zeigt der Angriff mit der Versuchsrakete, dass der russische Präsident unter erheblichem Zugzwang stand. Es brauchte eine Reaktion auf das Übertreten der von ihm aufgestellten roten Linien.