Nawalny in Lebensgefahr: Ärzte warnen vor Herzstillstand
Moskau - "Alexej stirbt": Nach mehr als zwei Wochen Hungerstreik wachsen die Sorgen um die Gesundheit des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny (44). Ärzte aus seiner Umgebung warnten am Wochenende davor, dass sein Herz bald stehen bleiben könnte.
Es müssten sofort Maßnahmen ergriffen werden, mahnte ein Medizinerteam um Nawalnys Ärztin Anastassija Wassiljewa im Kurznachrichtendienst Twitter.
Eine Nawalny-Sprecherin schrieb sogar: "Alexej stirbt." Der Tod sei nur eine Frage von Tagen. Überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
Die Ärztin des prominentesten russischen Oppositionspolitikers forderte in einem am Samstag veröffentlichten Brief an die Gefängnisbehörde erneut Zugang zu Nawalny.
"Wir Ärzte sind bereit zu handeln. Die Frage bleibt, ob das Straflager bereit zur Zusammenarbeit ist, um Nawalnys Leben zu retten."
Bei einer Größe von 1,90 Meter wog er nach Angaben seiner Ehefrau vor einigen Tagen noch 76 Kilogramm. Pro Tag soll er ein Kilo verlieren. Nawalny sitzt unter erschwerten Bedingungen in einem Lager etwa 100 Kilometer entfernt von Moskau.
Nawalnys Sprecherin sorgt sich: "Niemand weiß, was Montag passiert"
Nawalny ist schon seit dem 31. März im Hungerstreik. Ihm droht Zwangsernährung. Der Putin-Gegner, der vergangenes Jahr nur knapp einen Giftanschlag überlebt hatte, klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.
Die Ärztin Wassiljewa und drei ihrer Kollegen sprachen zudem von kritischen Kaliumwerten, was zu Nierenversagen und schweren Herzrhythmusstörungen führen könne.
"Wir sind extrem besorgt über seinen Zustand", heißt es in dem Brief an den Chef des Strafvollzugs, Alexander Kalaschnikow. "Wir bitten dringend um Verhandlungen."
Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch schrieb bei Facebook, an den Wochenenden könnten Anwälte keinen Kontakt zu ihrem Mandanten aufnehmen. "Niemand weiß, was am Montag passiert."
Nach ihren Angaben sind weitere Demonstrationen für eine Freilassung in Planung. Bereits im Januar hatte es landesweit Proteste gegeben.
Titelfoto: Uncredited/Babuskinsky District Court/AP/dpa