Kim Jong-un: Im Panzerzug zu Putin
Pjöngjang (Nordkorea) - Nordkorea-Herrscher Kim Jong-un (39) ist in Wladiwostok zu Gesprächen mit Wladimir Putin (70) eingetroffen - standesgemäß im Luxus-Panzerzug.
Nur sehr selten verlässt Nordkorea-Despot Kim Jong-un (39) sein abgeschirmtes Land. Und wenn er doch auf Reisen geht, nimmt er gern den Zug - seinen eigenem Luxus-Panzerzug, ausgestattet mit allen was ambitionierte Diktatoren so benötigen und vor allem mit viel Platz für seine Entourage.
Jetzt ging es für den "verehrten Genossen" Kim wieder ins Ausland. Ziel: Die rund 1000 Kilometer entfernte russische Stadt Wladiwostok, wo er sich mit seinem "geschätzten" Kollegen Wladimir Putin zu Gesprächen trifft.
Begleitet wird er dabei von hochrangigen Vertretern seines abgeschotteten Landes und "Organen der Streitkräfte", ließ das Regime über die eigene Nachrichtenagentur KCNA verlautbaren.
Sichtbar gutgelaunt begab sich Kim bereits am Sonntag zum Regierungsbahnhof seiner Hauptstadt Pjöngjang, stolzierte an einer Ehrengarde vorbei, schüttelte reichlich Hände auf dem roten Teppich und bestieg den grünen Zug. Wie in Nordkorea bei solchen Gelegenheiten üblich flossen Tränen - Frauen in traditionellen Kostümen schwenkten Fähnchen.
"Die hohen Beamten wünschten ihm von Herzen gute Gesundheit und einen erfolgreichen Auslandsbesuch", hieß es dann bei KCNA weiter. Im Gegenzug wünschte der "verehrte Genosse" seinen Untertanen "als Zeichen seines herzlichen Abschiedes Wohlergehen und Erfolg bei der Arbeit."
Was geht in Kims Panzerzug vor sich?
Was im Inneren des Zuges vor sich geht, ist freilich geheim.
Nur wenige außerhalb der nordkoreanischen Elite durften mitfahren. Dem ehemaligen russischen Top-Beamten Konstantin Pulikowski wurde, noch unter Kim Jong-uns Vater und Vorgänger, diese Ehre zuteil, berichtet die Zeitung "Washington Post".
"Es war möglich, jedes Gericht der russischen, chinesischen, koreanischen, japanischen und französischen Küche zu bestellen", erinnert sich Pulikowski in seinen Memoiren. Weiter berichtet er von kistenweise französischer Rotweine und lebende Hummer die vorrätig gehalten wurden. Die Reisenden wurden überdies von jungen Sängerinnen unterhalten, die als "Schaffnerinnen" vorgestellt wurden, so Pulikowski. Auch von einem Waggon mit zwei gepanzerten Mercedes-Limousinen berichtete der Kreml-Beamte im Ruhestand.
Der Zug, weil schwer gepanzert, soll mit gemächlichen 80 Kilometer unterwegs sein. Doch wenn die grünen Waggons unterwegs sind, soll das zu reichlich Störungen führen, berichtet "Washington Post" unter Berufung auf südkoreanische Medienberichte weiter.
Rund 100 Sicherheitskräfte dienen als Vorauskommando, überprüfen jeden Bahnhof auf der Strecke und sollen schonmal den Strom abstellen, damit andere Züge nicht fahren können. Dazu kommt eine eigene logistische Unterstützungsgruppe, bestehend aus schweren Mi-17 Hubschraubern und Transportflugzeugen vom Typ Il-76.
Kim Jong Un in Russland eingetroffen
Inzwischen ist Kims Zug in Russland eingetroffen, berichtet der Sender CNN.
Das Treffen zwischen Putin und Kim soll an einem geheimen Ort stattfinden, eine Pressekonferenz sei nicht geplant, hieß es aus dem Kreml. Viele Beobachter vermuten indes, dass Russland Interesse an nordkoreanischen Rüstungsgütern hat.
Insbesondere Artilleriemunition aus nordkoreanischen Beständen dürfte mit Blick auf den Ukraine-Krieg für Russland von großem Interesse sein. Im Gegenzug könnte Russland, die von den Vereinten Nationen beschlossenen Sanktionen gegen Kims Terrorregime, endgültig ad acta legen.
Kim Jong-un ist nicht der einzige Despot, der offenbar Angst vorm Fliegen hat. Selbst Wladimir Putin soll inzwischen lieber die Bahn nehmen und einen "rollenden Palast" sein Eigen nennen. Und auch König Charles III. verfügt über einen "royalen Luxuszug".
Titelfoto: Montage: KCNA