Im Putin-Fernsehen: "Queen-Begräbnis wäre idealer Zeitpunkt für Atomangriff"
Moskau - Im russischen Staatsfernsehen laufen mittlerweile Propagandashows rund um die Uhr. Doch Talkshow-Moderatorin und fleißige Putin-Propagandistin Olga Skabejewa (37) will mit ihrem Zynismus alle anderen übertreffen.
Skabejewas Talkshow "60 Minuten" ist ein bunter Mix aus Kriegspropaganda, Interviews mit Militärs und Analysen erklärter Kreml-Experten.
Aufreger-Thema der Show am Montag: Interview-Äußerungen von Joe Biden (79), wie Newsweek berichtete. Zuvor hatte der US-Präsident in einem Gespräch mit dem Sender CBS die russische Führung vor einem möglichen Atomangriff auf die Ukraine gewarnt.
Für Talkshow-Gast Andrej Gurulew (54) sind die Worte des US-Präsidenten nicht nachvollziehbar. Denn schließlich habe man niemals vorgehabt, Atombomben auf die Ukraine zu werfen.
Man will sich ja heimisch fühlen (nach einem eventuellen Sieg) in der Ukraine, so der Abgeordnete der Putin-Partei "Einiges Russland".
"Wir haben viele Ziele", erklärt ein Kreml-Hardliner
"Wir haben viele Ziele", erklärt Gurulew und bringt sogleich den US-Stützpunkt Ramstein (Rheinland-Pfalz) ins Gespräch. "Aber das könne warten", konstatiert der Ex-Militär. Und erklärt, was ihm stattdessen vorschwebt: "Warum sollten wir die Ukraine und Deutschland bombardieren, wenn es doch Großbritannien gibt, die Wurzel allen Übels?"
Ein Vorschlag, der Talkshow-Host Skabejewa offenbar gefällt. "Wir hätten es heute tun sollen. Die besten Leute sind bei der Beerdigung (der Queen, Anm. d. Red.) dabei", stellt die 37-Jährige fest.
Für den Atomkrieg-Befürworter Gurulew ist das natürlich eine Steilvorlage. Er ist überzeugt: Wenn man Großbritannien in eine "Marswüste" verwandeln würde, wäre das der Nato egal. Schließlich sei dann "nichts mehr übrig".
Auch einen Einwand von Co-Moderators Ewgeni Popow, dass Großbritannien ja ebenfalls Atomwaffen habe, lässt der Kreml-Hardliner nicht gelten. Man sei so "stark", dass man sämtliche britischen Atomwaffen "sofort zerstören" könne und dass "wir in dieser Hinsicht viel mächtiger sind".
Je schlechter die russische Invasion gegen die Ukraine läuft, desto schriller werden die Töne im russischen Fernsehen.
Sowohl Olga Skabejewa als auch Andrej Gurulew stehen auf Sanktionslisten des Westens. Ihnen wird vorgeworfen, das Putin-Regime zu unterstützen und maßgeblich zum Angriffskrieg gegen die Ukraine beizutragen.
Titelfoto: Montage: Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"