Fakten-Check: Klaut russische Fastfood-Kette beim McDonald's-Logo?

Moskau - Zahlreiche westliche Marken mit hohem Wiedererkennungswert haben sich infolge des Angriffs auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen. Das blieb nicht lange ohne Folgen.

Fake-Logo! Bislang gibt es in Russland keine Fastfood-Kette namens "Onkel Wanja", die McDonald's beerben will.
Fake-Logo! Bislang gibt es in Russland keine Fastfood-Kette namens "Onkel Wanja", die McDonald's beerben will.  © Montage: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/ZB, Fips.RU

Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hat die russische Regierung eine Liste "unfreundlicher" Staaten erlassen, auf der unter anderem alle Mitgliedstaaten der EU stehen, darunter auch Deutschland. Außerdem finden sich beispielsweise die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Australien und Japan auf der Liste.

Konkret bedeutet dies, dass russische Bürger, Unternehmen, der Staat selbst oder auch Kommunen finanzielle Verpflichtungen bei "unfreundlichen Staaten" nur noch in Rubel begleichen dürfen. Doch allein dabei blieb es nicht!

Laut der "Washington Post" können russische Unternehmen nun auch fremdes geistiges Eigentum von "unfreundlichen" Ländern stehlen. Denn Russland hat den Patentdiebstahl legalisiert und erklärt, dass die unerlaubte Nutzung nicht entschädigt werde.

Sturz aus Fenster: Berühmter Balletttänzer mit 39 verstorben
Russland Sturz aus Fenster: Berühmter Balletttänzer mit 39 verstorben

Das erlassene Dekret veranschaulicht einmal mehr, wie der Wirtschaftskrieg seit Russlands Einmarsch ins Nachbarland geführt wird.

Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS haben russische Beamte zudem die Möglichkeit angesprochen, Beschränkungen für Marken aufzuheben. Symbole oder Label-Kennzeichen dürfen demnach kopiert werden.

Was hat es mit "Onkel Wanja" auf sich?

Statt Fastfood gibt es bei "Onkel Wanja" russische Lebensmittel. Das Firmenlogo ist dem von McDonald's nicht annähernd ähnlich.
Statt Fastfood gibt es bei "Onkel Wanja" russische Lebensmittel. Das Firmenlogo ist dem von McDonald's nicht annähernd ähnlich.  © dyadya-vanya.ru

Offenbar ließen die Plagiatoren nicht lange auf sich warten: In der vergangenen Woche tauchte plötzlich ein Logo einer angeblich neuen Fastfood-Kette in Russland im Internet auf. Das Design sieht dem berühmten Markenzeichen der Schnellrestaurants von McDonald's sehr ähnlich.

McDonald's hatte sich bereits Anfang März aus Russland zurückgezogen. Nun stehe mit "Onkel Wanja" bereits der russische Nachfolger in den Startlöchern, berichteten verschiedenen Medien weltweit. Das vermeintliche Firmen-Logo: Der kyrillische Buchstabe "B", der unserem latainischen "W" entspricht, in leuchtendem Gelb auf rotem Untergrund.

Auch beim russischen Bundesamt für gewerbliches Eigentum (FIPS) wurde das entsprechende Logo registriert - nur drei Tage später, nachdem der US-Konzern angekündigt hatte, seine 850 McDonald's-Filialen im Land zu schließen. So weit, so perfekt. Aber stimmte das alles auch?

Sabotage-Vorwürfe: Deutscher in Russland festgenommen!
Russland Sabotage-Vorwürfe: Deutscher in Russland festgenommen!

Seit dem heutigen Montagnachmittag ist die Markenanmeldung bei FIPS verschwunden. Außerdem ist "Djadja Wanja", also "Onkel Wanja", keine neue Fastfood-Kette, sondern ein russischer Lebensmittelproduzent, der zur Ruspolebrands-Holding gehört - und auf die Produktion von Gemüsekonserven ausgerichtet ist, wie der Blog Designtagebuch enthüllte.

In einer Presseerklärung informierte das Unternehmen außerdem darüber, dass es in keiner Verbindung zu dem bei FIPS angemeldeten Logo steht und auf kurze Sicht auch nicht beabsichtigt, eine Restaurantkette zu gründen. Allerdings wolle man diesen Schritt nicht gänzlich ausschließen.

Konkret heißt es im Statement der Firma: "Die im Internet kursierenden Informationen über angebliche Pläne, die Marke McDonalds durch unsere Marke Onkel Wanja zu ersetzen, sind gefälscht", und warnte, dass Personen, die die Markenrechte an "Onkel Wanja" verletzen, "Schadensersatzansprüchen unterliegen".

Titelfoto: Montage: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/ZB, Fips.RU

Mehr zum Thema Russland: