Bruder von Alexej Nawalny: Kreml-Kritiker wird "genau nach Lehrbuch gefoltert"
Moskau - Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (46) wird nach Angaben seines Bruders Oleg Nawalny (39) "genau nach Lehrbuch gefoltert".
Er sei überzeugt, dass sich sein Bruder durch die psychologische Malträtierung durch die russische Führung nicht brechen lassen werde, sagte Oleg Nawalny dem "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe).
"Zerbrechen können Menschen nur von innen", fügte er hinzu. Sein Bruder sei stark und wisse "genau, was sie tun, denn sie foltern ihn genau nach Lehrbuch".
Oleg Nawalny, der selbst dreieinhalb Jahre in Haft saß, sagte über seine eigene Zeit im Gefängnis, er sei stets der Maxime "Vertraue nicht, fürchte nicht, frage nicht" gefolgt.
In einem Brief habe sein Bruder ihm berichtet, er befinde sich zur Zeit wieder in einer isolierten Strafzelle, in der er bereits mehr als 100 Tage verbracht habe.
Am Dienstag hatte Oleg Nawalny gemeinsam mit seinem Team einen Nachbau dieser Strafzelle vor der russischen Botschaft in Berlin aufgestellt.
Die Installation, die der zweieinhalb mal drei Meter großen Zelle in der Strafkolonie IK-6 östlich von Moskau nachempfunden ist, soll bis zum 23. Februar dort stehen und danach in anderen Ländern gezeigt werden.
"Nur die Russen selbst können für Veränderung im Land sorgen"
Er glaube nicht, "dass Alexej morgen freikommt, alles plötzlich gut wird und Putin in der Hölle schmort", sagte dessen sieben Jahre jüngerer Bruder dem "Tagesspiegel".
Dennoch sei der Oppositionelle "für viele Russen im In- und Ausland eine treibende Kraft. Und nur die Russen selbst können für Veränderung im Land sorgen."
Der 46-jährige Alexej Nawalny ist der prominenteste Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin (70) in Russland und in einem Hochsicherheitsgefängnis außerhalb von Moskau in Haft. Er wurde zu einer neunjährigen Haftstrafe wegen Veruntreuung verurteilt.
Alexej Nawalny weist die Beschuldigung als politisch motiviert zurück.
Titelfoto: Bildmontage: Alexander Nemenov/AFP, Tobias Schwarz/AFP