Politikerin soll eigene Kinder zum Mord an Ehemann angestiftet haben
Brasília - Ein Aufsehen erregender Fall zwischen Politik und Kirche sorgt in Brasilien für Diskussionen: Eine evangelikale Pastorin und Abgeordnete soll den Mord an ihrem Ehemann in Auftrag gegeben haben - nun droht ihr die Freistellung vom Dienst.
Die brasilianische Abgeordnetenkammer beschloss angesichts des Falls von Flordelis dos Santos, die Ethik-Kommission wieder zu öffnen, wie aus einer Erklärung am Dienstag hervorgeht. Die Wiederaufnahme ist grundlegend bei der Entscheidung über eine Freistellung von Flordelis. Die Kommission war wegen der grassierenden Corona-Pandemie geschlossen gewesen.
Die Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro hatte Anfang vergangener Woche Anklage gegen Flordelis erhoben. Sie soll einige ihrer mehr als 50 - leiblichen und adoptierten - Kinder angestiftet haben, ihren Mann umzubringen. Anderson do Carmo war einst ebenfalls ein Adoptivsohn gewesen. Er wurde im vergangenen Jahr mit mehr als 30 Schüssen vor dem Zuhause des Paares in Rios Schwesterstadt Niterói niedergestreckt.
Ein halbes Dutzend ihrer Kinder sind wegen des Falls im Gefängnis. Als Abgeordnete kann Flordelis nicht oder nur auf frischer Tat festgenommen werden, sie genießt noch parlamentarische Immunität.
Von ihrem Amt freigestellt werden kann sie nur auf Entscheidung der Justiz oder der Abgeordnetenkammer.
War Ermordung des Ehemanns einziger Ausweg für Flordelis?
Die Polizei und die Staatsanwaltschaft von Rio de Janeiro stießen auf einen Nachrichtenwechsel, der vermuten lässt, dass die Ermordung des Ehemanns der einzige Ausweg für Flordelis war.
Der Ermittler Sergio Lopes Pereira sagte in einem Interview: "Sie (Flordelis) sagt: 'Was soll ich machen? Mich von ihm trennen, kann ich nicht, weil sonst würde ich einen Skandal für den Namen Gottes machen'. Und sie beschließt zu töten. Mit anderen Worten, in dieser schiefen Logik würde der Mord weniger skandalös sein."
Der Fall beschäftigt in Brasilien seit Tagen Medien und Öffentlichkeit, auch weil Flordelis Anhängerin des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro ist und die häufig erzkonservativen evangelikalen Bewegungen, die aus den USA nach Brasilien kamen, immer stärker werden.
Dabei kommen immer mehr pikante Details ans Licht, die Ermittler zu dem Schluss kommen lassen, dass "ihr ganzes Bild von Altruismus und Moral nur ein Mittel war, um eine finanzielle und politische Position zu erreichen".
Titelfoto: Screenshot/Facebook/Flordelis Mk