Polen in Alarm-Bereitschaft! Belarussische Hubschrauber dringen in NATO-Luftraum ein
Warschau (Polen) - Belarussische Hubschrauber sind am Dienstag in den polnischen Luftraum eingedrungen. Warschau spricht von einer gezielten Provokation gegen Polen und die Ostflanke der NATO.
Die beiden Helikopter verletzten während einer Übung in Grenznähe den polnischen Luftraum im Raum Białowieża "in sehr geringer Höhe, was das Erkennen durch die Radarsysteme erschwerte", teilte das polnische Verteidigungsministerium am Dienstagabend mit. Zunächst hätten die "polnischen Radarsysteme keine Verletzung des polnischen Luftraums registriert."
Vizeverteidigungsminister Wojciech Skurkiewicz (53) sprach von einer "absolut gefährlichen" Situation. Sollte es zu einer weiteren Eskalation kommen, "wird unsere Reaktion dem Gefahrenpotenzial angemessen sein", sagte Skurkiewicz.
Polens Verteidigungsminister, Mariusz Błaszczak (53), ordnete bereits an, die Zahl der Soldaten an der Grenze zu erhöhen und "zusätzliche Kräfte und Ressourcen" bereitzustellen, darunter auch Kampfhubschrauber, berichtet das polnische Nachrichtenportal Fakt.
Die NATO wurde über den Vorfall informiert.
Minsk bestreitet den Vorfall
Die belarussische Seite spielte den Vorfall nicht nur herunter, sondern bestritt sogar, den polnischen Luftraum verletzt zu haben. In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums hieß es, "die polnische Seite" wurde "früher über die Ausbildung (belarussischer Soldaten durch Wagner-Söldner, Anm. d. Red.) informiert".
Das Ministerium in Minsk behauptete: "Die Vorwürfe der Verletzung der polnischen Grenze durch Mi-24- und Mi-8-Hubschrauber der belarussischen Luftwaffe und Luftverteidigungskräfte sind zu weitreichend und werden von polnischen politischen und militärischen Führern erhoben, um eine Verstärkung der Kräfte und Ressourcen an der belarussischen Grenze zu rechtfertigen", heißt es bei "Fakt" weiter.
Dass die Hubschrauber in den polnischen Luftraum eindrangen, bestätigte nicht nur das polnische Verteidigungsministerium nach umfassender Prüfung.
Einer Bewohnerin des Grenzgebietes gelang es zudem, am Morgen des 1. August die Hubschrauber zu fotografieren. Auf den Maschinen sind die belarussischen Flaggen deutlich zu erkennen. Die Aufnahmen wurden auf dem Facebook-Profil von Eliza Kowalczyk veröffentlicht.
Russland und Belarus schleusen Flüchtlinge an EU-Außengrenze
Der belarussische Diktator, Alexander Lukaschenko (68), nutzte den Vorfall, um wieder einmal zu provozieren. Am Dienstag äußerte er sich zu den wachsenden internationalen Spannungen, zu denen es kommt, seit sich bezahlte Kämpfer der russischen Wagner-Gruppe in Belarus aufhalten - angeblich, um belarussische Soldaten auszubilden.
In diesem Zusammenhang verwies er auch auf seine Drohung vor einigen Tagen, die "Wagnerianer" würden eine mögliche "Reise" nach Polen planen. Nun sagte er, es sei "ein Witz" gewesen.
Polens Verteidigungsministerium erinnerte daran, dass "Russland und Belarus in letzter Zeit hybride Aktionen gegen Polen intensiviert haben".
Dazu gehörte in der Vergangenheit auch, dass Belarus mithilfe seines Verbündeten Russland immer wieder gezielt Flüchtlinge an die Außengrenze zur EU schleuste.
Polen reagierte rigoros, sperrte den gesamten Grenzbereich, entsandte das Militär und baute eine 5,5 Meter hohe Mauer, die mit 186 Kilometern Länge knapp die Hälfte der polnisch-belarussischen Grenze abdeckt.
Titelfoto: Uncredited/Belarus' Defense Ministry/AP/dpa, Screenshot Facebook/Eliza Kowalczyk