Patient bricht sein Schweigen und gesteht erschreckende Details
Zielona Góra (Polen) - Als kleiner Junge wurde Wojciech Hrynowiecki im Haus seiner Familie mit Aggression und Trinksucht konfrontiert. Als sich die Situation verschlimmerte, landete er im Kinderheim - zu seinem Glück, wie sich herausstellte.
Sein dramatisches Schicksal wurde bekannt, als der mittlerweile 26-Jährige im Krankenhaus lag, einem anderen Patienten davon erzählte und dieser schließlich die Redaktion des polnischen Nachrichtenportals Interwencja informierte.
Inzwischen lebt der junge Mann in Zielona Góra, einer kleinen Stadt in der Woiwodschaft Lebus in Polen. Er ist körperlich behindert und hat Mobilitätsprobleme. Deshalb wurde er vor einigen Monaten in eine Klinik eingeliefert, wo er sich wiederholt einer sehr komplizierten Operation unterzog.
Die Schmerzen seien danach kaum zu ertragen, doch Wojciech hält sie tapfer aus.
"Meine Füße wurden gestreckt, meine Zehen waren gebrochen und in jeden wurde ein Draht eingeführt, um meine Füße wieder aufzurichten", sagte Wojciech.
Die Ärzte erklärten ihm, dass er normal laufen könnte, wenn er schon als Kind die benötigte Hilfe bekommen hätte.
Der betrunkene Stiefvater sperrte den Jungen in einen Gefrierschrank
Im Krankenhaus erzählte Wojciech weiter von seinem schweren Leben: Er lebe nun bei einer Frau namens Teresa, die den körperlich Behinderten dabei unterstützt, den Alltag zu meistern.
Und er gestand auch die traurigen Details, die seine Kindheit prägten: Sein Stiefvater sei ein Trinker gewesen. Wenn er besonders viel Alkohol getrunken hatte, sperrte er den Jungen in einen Gefrierschrank.
"Ich hatte ein schreckliches, schreckliches Leben, schrecklich", sagte er. Der Stiefvater habe sich später "auf einer Bank zu Tode gesoffen".
Manchmal gab es nichts zum Essen. Und es war niemand da, "der mich umarmte", erinnerte sich Wojciech.
"Er hatte eine schreckliche Kindheit", bestätigte Halina, die Cousine des Mannes. Er habe Probleme mit den Beinen und konnte kaum gehen. Irgendwann habe ihn seine Tante als Teenager ins Kinderheim gebracht.
"Während seiner Zeit bei uns hatte Wojtek drei Operationen. Er brauchte eine Gehhilfe und saß im Rollstuhl", sagte Barbara Tlałka vom Kinderheim in Wschowa.
"Ich habe mich dort besser gefühlt als in meinem Elternhaus", gestand Wojciech.
Die größte Angst: Alleingelassen zu werden
Nachdem er die Kindereinrichtung verlassen hatte, wollte er nicht in die Wohnung zurückkehren, in der er eine albtraumhafte Kindheit erlebt hatte. Jahrelang sparte er Geld von seiner Rente und kaufte eine kleine, renovierungsbedürftige Wohnung. Die Renovierungskosten würden ihm zufolge bei 50.000 Złoty (rund 11.200 Euro) liegen. Bei einer monatlichen Rente von 1400 Złoty (313 Euro) überschreite das jedoch sein Budget. Also spart er weiter.
Und dann ist da noch die Angst, die er schon in seiner Kindheit fühlte: "Ich habe Angst, dass ich allein gelassen", betonte er.
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