Jetzt offiziell: PiS-Partei verliert Polen-Wahl trotz Wahlsieg
Warschau - Jetzt ist es offiziell! Die PiS-Partei hat die Parlamentswahl in Polen gewonnen, kann sich von ihrem Sieg aber absolut nichts kaufen. 231 Mandate wären für die Mehrheit nötig gewesen, gemeinsam mit ihrem einzig infrage kommenden Koalitionspartner, der ultrarechten Konfederacja, erreicht sie aber lediglich 212. Somit könnte der Weg frei sein für eine europafreundlichere Koalition um einen alten Bekannten.
Der heißt Donald Tusk (66) und war bereits zwischen 2007 und 2014 Ministerpräsident von Polen sowie zwischen 2014 und 2019 Chef des Europäischen Rates.
Für seine liberalkonservative Bürgerkoalition (KO) stimmten 30,7 Prozent. Platz zwei hinter PiS, die schlussendlich 35,38 Prozent der Wähler hinter sich vereinen konnte. "Ich habe mich noch nie so sehr über den zweiten Platz gefreut", hatte Tusk schon kurz nach der Wahl in dem Wissen gejubelt, dass er damit der eigentliche Sieger werden könnte.
Denn: Zusammen mit dem christlich-konservativen Dritten Weg (14,4 Prozent) und dem Linksbündnis Lewica (8,61 Prozent) würde es für eine Mehrheit im Parlament reichen. Sogar entspannt, denn zusammen kommen sie auf 248 Sitze.
Hier hat die Opposition auch die Mehrheit
Alle Parteien gelten als deutlich proeuropäischer als die aktuell regierende PiS.
Auf dem Weg zu einer neuen Regierung muss Präsident Andrzej Duda (51) nun einem Politiker den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen. Der Gewohnheit nach wird diese Aufgabe normalerweise zunächst der stärksten Kraft anvertraut. In diesem Falle also PiS.
Beobachter fürchten deshalb, dass sich der Prozess der Regierungsbildung noch über Wochen hinziehen könnte. Interessant: 74,38 Prozent Wahlbeteiligung bedeuteten die höchste seit Ende des Kommunismus in Polen.
Übrigens: Auch in der zweiten und weniger bedeutenden Kammer des Parlaments hat die Opposition künftig eine Mehrheit. Das Bündnis "Senats-Pakt" - bestehend auf den drei Parteien plus weiteren unabhängigen Kandidaten - kommt auf 66 Sitze, PiS auf 34.
Titelfoto: dpa/Krzysztof Zatycki/ZUMA Press Wire