Rechte FPÖ gewinnt Parlamentswahl in Österreich
Wien - Die rechte FPÖ ist erstmals stärkste politische Kraft in Österreich.
Die Rechtspopulisten erreichten bei der Parlamentswahl laut Hochrechnung mit 29,2 Prozent ihr historisch bestes Ergebnis. Dies ist ein Plus von 13 Prozentpunkten gegenüber 2019. Die konservative ÖVP von Kanzler Karl Nehammer (51) kam auf 26,2 Prozent - ein Minus von 11,2 Punkten, wie aus Daten des Instituts Foresight im Auftrag des ORF hervorgeht. Die sozialdemokratische SPÖ fiel auf ein Rekordtief von 21 Prozent (minus 0,2 Punkte).
Die Grünen können den Angaben zufolge mit 8,2 Prozent (minus 5,7 Prozentpunkte) rechnen, die liberalen Neos mit 8,9 Prozent - das wäre ein kleines Plus. Die Bierpartei und die kommunistische KPÖ scheitern klar an der Vier-Prozent-Hürde.
Insgesamt waren knapp 6,4 Millionen Bürger aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Zuletzt wurde das Land von einer Koalition aus ÖVP und Grünen regiert.
Die deutlichen Zugewinne der FPÖ liegen im europaweiten Rechtstrend. Quer durch Europa haben rechte Parteien Zulauf bekommen.
Wahlsieg, aber keine Kanzlerschaft in Sicht
Für die Rechtspopulisten unter ihrem Parteichef Herbert Kickl (55) ist der Sieg bei der Nationalratswahl ihr bisher größter Triumph. Die ÖVP hatte bis zuletzt darauf gehofft, die FPÖ auf der Zielgeraden noch zu überholen. Kanzler Nehammer versuchte, sich als verantwortungsvolle Alternative zu Kickl zu positionieren.
In ihrem Wahlprogramm hatte die FPÖ unter dem Motto "Festung Österreich - Festung Freiheit" für eine extrem restriktive Migrationspolitik geworben. Die Partei fordert eine Rückführung von Migranten in ihre Heimatländer und wünscht sich als Gegenentwurf zur international vielfach angestrebten Diversität "Homogenität" in der Gesellschaft.
Außenpolitisch sieht die FPÖ die EU äußerst kritisch. Gegenüber Russland fährt sie trotz des Ukraine-Kriegs einen eher wohlwollenden Kurs und sieht kein Problem in der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas.
Trotz des Siegs dürfte es für Kickl sehr schwer werden, nächster Kanzler zu werden. Alle Parteien lehnen bisher eine Zusammenarbeit mit dem 55-Jährigen ab, unter dessen Ägide die FPÖ zum Beispiel ihre einstige Distanz zu den als rechtsextrem eingestuften Identitären aufgegeben hat.
Erstmeldung: 17.13 Uhr. Zuletzt aktualisiert: 19.04 Uhr.
Titelfoto: Heinz-Peter Bader/AP/dpa