Samenspender bekommt 200 Kinder: Warum diese jetzt Angst haben müssen
Holland - Alles begann mit einem Abend vor dem Fernseher. Joyce Curiere stellte fest, dass sie einer Frau extrem ähnlich sieht, und begann nachzuforschen. Jetzt ist die Holländerin um Hunderte Geschwister reicher.
"Sie war auch Krankenschwester und hatte lockiges, braunes Haar und die gleiche Stimme wie ich", erinnert sich Joyce an die Frau aus der TV-Sendung. "Sie zeigten Bilder von ihr als Baby und ich dachte: 'Nun, das bin ich. Das sind meine Bilder.'"
Zwei Wochen später schickte Joyce eine DNA-Probe an eine niederländische Stiftung, die hilft, Familien zu vereinen. "Ich war mit Zwillingen schwanger, als ich herausfand, dass ich 15 Geschwister hatte und dass mein Vater nicht mein Vater war", sagt sie im Gespräch mit dem "Guardian".
Mit der Zeit fand Joyce immer weitere Geschwister und auch ihren leiblichen Vater Louis. Er war in den 1980er Jahren ein eifriger Samenspender, ging dem Bericht zufolge dreimal in der Woche zur Samenbank. 200 Kinder wurden mit seinem Sperma gezeugt.
Möglich wurde das, weil die Regulierung der niederländischen Samenbanken Anfang der 80er Jahre ziemlich lasch war. Heute konnte so etwas nicht mehr passieren, denn die Anzahl der Familien, in die der gleiche Spendersamen gegeben werden darf, ist auf 25 beschränkt worden.
Gefahr von Inzest treibt Spender-Kinder um
Denn Louis' hohe Spendenbereitschaft birgt Risiken für seine Nachkommen. Zwar hat er mittlerweile 40 seiner Kinder getroffen, doch viele von ihnen kennen sich nicht. "Was, wenn sie irgendwann ihre Verwandten auf einer Party kennenlernen und es nicht wissen...", so die Angst.
Das Risiko für Inzest ist durchaus vorhanden. Doch darüber hatte sich Louis, heute 68 Jahre alt, in seinen Dreißigern keine Gedanken gemacht. Ohne Freundin oder Familie wollte er etwas hinterlassen. "Wer wird sich an mich erinnern, wenn ich weg bin?", fragte er sich damals.
Sein Plan: Wenn er keine eigenen Kinder auf normale Weise bekommen würde, könnte er vielleicht Sperma in einer solchen Menge spenden, dass ein Kind irgendwann versuchen könnte, ihn zu finden. "Wenn ich so 10 Kinder hätte, gäbe es nur eine sehr geringe Chance auf Erfolg", erklärt er. "Aber was wäre, wenn ich 100... oder sogar mehr hätte?"
Viele haben dafür kein Verständnis. So wurde der hundertfache Vater schon bedroht, weshalb Louis nur ein Deckname ist. Auch einige seiner Kinder wollen ihn nicht sehen. Ein hoher Preis dafür, nicht vergessen zu werden.
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