Tausende demonstrieren auf Mallorca: "Touristen, geht heim!"

Palma de Mallorca (Spanien) - Auf Mallorca hat man die Nase voll von Massentourismus. Vor allem am Ballermann - aber nicht nur dort. Die liebste Urlaubsinsel der Deutschen erlebt einen der größten Proteste ihrer Geschichte.

Tausende protestierten auf Mallorca gegen Massentourismus.
Tausende protestierten auf Mallorca gegen Massentourismus.  © Clara Margais/dpa

"Tourists go home!", "Touristen, geht heim!", schrien die Menschen immer wieder, als sie in Palma an Terrassen voller ausländischer Gäste vorbeizogen.

Unter dem Motto "Sagen wir Basta!" und "Mallorca steht nicht zum Verkauf!" gingen am Samstagabend nach Polizeischätzung rund 10.000 Menschen auf die Straße. Die Organisatoren sprachen von 25.000 Teilnehmern.

In einem waren sich aber alle einig: Es war ein "historischer" Protest, wie die Regionalzeitungen Diario de Mallorca und Última Hora schrieben. Es sei eine der größten Kundgebungen, die es jemals auf Mallorca gegeben habe, hieß es.

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Die Demonstranten, darunter auch viele Familien mit Kindern, Schüler und Studenten sowie Rentner, skandierten beim Marsch über Palmas Flaniermeile Passeig del Born Slogans wie "Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht".

Es gab auch viele Plakate mit Aufschriften wie "Wenn sie uns ein Dach verweigern, verweigern sie uns die Zukunft".

Mallorca: Der Unmut ist groß und wird immer größer

Die Verdrossenheit, der Zorn, die Verzweiflung sind vor allem am Ballermann, der deutschen Partyhochburg, groß.
Die Verdrossenheit, der Zorn, die Verzweiflung sind vor allem am Ballermann, der deutschen Partyhochburg, groß.  © Clara Margais/dpa

Dazu aufgerufen hatte die jüngst gegründete Organisation "Banc de Temps de Sencelles". Sie macht die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen für die Wohnungsnot auf Mallorca und für die "Zerstörung" der spanischen Mittelmeerinsel verantwortlich.

Die Sprecher der Gruppe riefen die Behörden in einer Rede zum Abschluss der Demo dazu auf, den Wohnungsnotstand auszurufen.

Zu Recht, sagt Alba Martínez. "Ich bin alleinerziehende Mutter zweier Kinder und bald schmeißt mich mein Vermieter raus. Die Preise kann man nicht mehr bezahlen, man muss handeln", sagte sie Diario de Mallorca.

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Der Unmut ist groß und wird immer größer. "Wohin man auch schaut, es sind alles Ausländer hier", skandierten die Protestler.

Sogar Immobilienmakler, die vom Anstieg der Häuserpreise profitieren, schickten den Protestlern eine Solidaritätsbotschaft. Der Druck des Massentourismus sei "unhaltbar", Wohnraum "unzugänglich", so der Maklerverband Abini.

Die Kundgebung stand unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes am Ballermann. Beim Unglück gab es am Donnerstag vier Tote, darunter zwei junge Frauen aus Deutschland.
Die Kundgebung stand unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes am Ballermann. Beim Unglück gab es am Donnerstag vier Tote, darunter zwei junge Frauen aus Deutschland.  © Jaime Reina/AFP

Überlebenswichtiger Tourismus - und doch profitiere nur eine Minderheit

Diese Inszenierung dieser zwei Protestler gab die Stimmung deutlich wieder: Eine als reiche Touristin verkleidete Teilnehmerin schlenderte hochnäsig zwischen den Tischen der Cafés umher - und zog einen "einheimischen Sklaven" hinter sich her.
Diese Inszenierung dieser zwei Protestler gab die Stimmung deutlich wieder: Eine als reiche Touristin verkleidete Teilnehmerin schlenderte hochnäsig zwischen den Tischen der Cafés umher - und zog einen "einheimischen Sklaven" hinter sich her.  © Jaime Reina /AFP

Für die Insel ist Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung Mallorcas.

Aber wie auch bei Protesten in anderen Tourismushochburgen des Landes wird beklagt, dass nur eine Minderheit profitiert, während die große Mehrheit im florierenden Sektor schlecht bezahlte Jobs bekommt und unter Wohnungsnot, Staus, Lärm, Schmutz leidet.

Die Balearen sind klein, haben nur knapp 1,2 Millionen Einwohner. Voriges Jahr kletterte die Zahl der Besucher auf fast 18 Millionen, davon 14,4 Millionen aus dem Ausland.

Das sind fast zehn Prozent mehr als 2022 und doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Inzwischen gibt es kaum jemanden, der die Notwendigkeit einer Begrenzung der Besucherzahlen infrage stellt.

Titelfoto: Montage: Clara Margais/dpa, Jaime Reina /AFP

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