Nach Brand am Ballermann: Alle Kegelbrüder wieder in der Heimat!
Palma - Wende im Fall der Kegelbrüder von Mallorca! Die acht deutschen Touristen, die seit knapp zwei Monaten unter dem Vorwurf der Brandstiftung auf der spanischen Mittelmeer-Insel in Untersuchungshaft sitzen, durften das Centro Penitenciario im Norden von Palma verlassen!
Vor dem Gefängnis versammelten sich nach Bekanntwerden der Nachricht, dass die Männer das Gefängnis noch am Freitag verlassen dürften, rund 15 bis 20 Journalisten. Die Freilassung auf Kaution in Höhe von 12.000 Euro und unter Auflagen war zuvor vom zuständigen Ermittlungsrichter auf Antrag der Verteidigung gewährt worden, wie die Justiz der Balearen am Freitag mitteilte.
Die jungen Mitglieder eines Münsteraner Kegelclubs werden das Gefängnis verlassen dürfen, nachdem die vom Richter festgesetzten Kautionszahlungen zu ihrem Glück rechtzeitig vor dem Wochenende eingetroffen waren, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Justizkreisen erfuhr.
Andernfalls hätten sie noch mindestens bis Montag hinter Gittern bleiben müssen, da Überweisungen nur von montags bis freitags durchgeführt werden.
Den Deutschen, die fast alle unter 30 sind, wird vorgeworfen, am 20. Mai kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel einen Brand in der Nähe des Ballermanns an der Playa de Palma ausgelöst zu haben.
Sie sollen vom Balkon ihrer Hotelzimmer brennende Kippen und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse einer darunterliegenden Gaststätte geworfen haben.
Anwältin Maria Barbancho Saborit offenbarte neue Beweise
Das Dach fing Feuer und zwei Gaststätten, eine Wohnung und Teile des Restaurants wurden beschädigt. Zwei Menschen erlitten leichte Verletzungen.
Die Touristen bestreiten seit dem ersten Tag, das Feuer gelegt zu haben. Der Richter sah sie trotzdem als dringend tatverdächtig an und hatte ihnen bisher eine Freilassung auf Kaution verweigert. Unter anderem auch deshalb, weil er eine Fluchtgefahr sah.
Die überraschende Wende ist wohl dem Einsatz der jungen spanischen Anwältin Maria Barbancho Saborit (31) zu verdanken, die erst kürzlich zur Verstärkung des deutsch-spanischen Verteidigungsteams verpflichtet worden war.
In den vergangen Tagen hatte sie unter anderem ein Foto als entlastendes Beweismittel herangeschafft, auf dem ein rauchender Unbekannter auf dem Balkon des Nachbarzimmers der Gruppe zu sehen ist und der als Täter ebenfalls in Frage käme.
Dieses Foto habe mit dazu beigetragen, dass die Staatsanwaltschaft in Palma an vergangenen Dienstag sich erstmals für die Freilassung der von deutschen Medien als "Kegelbrüder" getauften jungen Männer ausgesprochen habe, erklärte Barbancho Saborit.
Die insgesamt zwölf deutschen Touristen sind noch nicht aus dem Schneider
Die Deutschen dürfen sich glücklich schätzen, denn Ermittlungen können in Spanien lange, sehr lange dauern. Und entsprechend lang sind oft auch die U-Haft-Zeiten.
Bei Verbrechen, die mit drei oder mehr Jahren geahndet werden können, kann die U-Haft zwei Jahre dauern. Und sie kann unter bestimmten Umständen sogar um weitere zwei Jahre verlängert werden.
Der Gruppe gehörten ursprünglich insgesamt 13 Urlauber an. Einer von ihnen war bereits am Tag nach dem Brand ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Er hatte nachweisen können, dass er zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Feuers unter der Dusche war.
Vier weitere Tatverdächtige hatten das Gefängnis in Palma nach Kautionszahlungen von jeweils 12.000 Euro nach rund zweieinhalb Wochen ebenfalls unter Auflagen verlassen dürfen. Dem Vernehmen nach durften sie Mallorca verlassen und nach Hause zurückfliegen.
Völlig aus dem Schneider sind die insgesamt zwölf Deutschen, die der Tat verdächtigt werden, noch nicht. Denn die Ermittlungen gehen weiter. Wenn sie irgendwann doch angeklagt und der fahrlässigen Brandstiftung für schuldig befunden werden, können sie auf Mallorca zu einem Freiheitsentzug zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden, wie spanische Anwälte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärten.
Bei vorsätzlicher Brandstiftung seien Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vorgesehen, hieß es. Bei Vorsatz und der Gefährdung von Menschenleben könne das Urteil auch deutlich schärfer ausfallen.
Update, 16. Juli, 12.12 Uhr: Kegelbrüder wieder in der Heimat
Acht deutsche Urlauber sind am Samstagmorgen nach knapp zwei Monaten Untersuchungshaft auf Mallorca nach Deutschland zurückgeflogen. Das bestätige der deutsche Konsul auf der Urlauberinsel, Wolfgang Engstler, der Deutschen Presse-Agentur.
Bild berichtete, die Linienmaschine mit den Hobbykeglern sei in Münster gelandet.
Update, 16. Juli, 2.10 Uhr: Alle acht Kegelbrüder wieder frei
Die acht Deutschen, die auf Mallorca seit knapp zwei Monaten unter dem Vorwurf der Brandstiftung in Untersuchungshaft saßen, sind wieder auf freien Fuß.
Die Hobbykegler verließen das Gefängnis in Palma am späten Freitagabend nacheinander und wurden draußen von Verwandten, Freunden und Anwälten herzlich in Empfang genommen. Kurz vor Mitternacht habe der letzte Deutsche das Centro Penitenciario verlassen, bestätigte ein Mitarbeiter der Haftanstalt nördlich der Inselhauptstadt der Deutschen Presse-Agentur. Eine Richterin hatte zuvor auf Antrag der Verteidigung die Freilassung auf Kaution in Höhe von je 12.000 Euro gewährt.
Die Mitglieder eines Münsteraner Kegelclubs dürfen nun sofort nach Deutschland zurückkehren. Als weiterhin Beschuldigte müssen sie allerdings zukünftigen Ersuchen der mallorquinischen Justizbehörden Folge leisten und zum Beispiel auch den Wechsel des gewöhnlichen Wohnsitzes umgehend melden, wie die Justiz der spanischen Urlaubsinsel der dpa auf Anfrage mitteilte. Bisher hatte der zuständige Ermittlungsrichter eine Freilassung verweigert. Da er am Freitag im Urlaub war, wurde er ersetzt.
Originalmeldung vom 15. Juli, 17.03 Uhr, zuletzt aktualisiert: 16. Juli, 12.12 Uhr.
Titelfoto: 5vision/dpa