Kurz vor König Charles III. Krönungszeremonie: Südafrika will Diamant aus königlichem Zepter zurück
Johannesburg (Südafrika) - Viele Besitztümer Großbritanniens und des britischen Königshauses stammen aus der Kolonialzeit - und somit von Ländern, die mittlerweile unabhängig sind. Darunter auch Südafrika, dessen Bürger den Diamanten des königlichen Zepters zurückfordern.
Das berichtete die amerikanische Zeitung "New York Post". Inmitten einer weltweiten Diskussion über die Rückgabe von Kunstwerken und Artefakten, die während der Kolonialzeit durch Plünderei und unrechtmäßige Geschenke aus ihrer Heimat verschwanden, fordern auch einige Südafrikaner einen ganz besonderen Diamanten zurück.
Der 530 Karat schwere Edelstein gilt als der größte Diamant der Welt und befindet sich nicht in Südafrika, wo er 1905 entdeckt wurde, sondern im königlichen Zepter der britischen Royals.
Das Juwel wurde von der damaligen Kolonialregierung an die britische Monarchie "geschenkt". Die damalige Kolonie befand sich unter Herrschaft Großbritanniens.
"Der Diamant muss nach Südafrika kommen. Es muss ein Zeichen unseres Stolzes, unseres Erbes und unserer Kultur sein", sagte Mothusi Kamanga, ein Anwalt und Aktivist in Johannesburg.
Sie rief eine Petition für die Rückgabe des Edelsteins ins Leben, die mittlerweile etwa 8.000 Unterschriften gesammelt hat.
Diamant soll zurück nach Hause kehren
"Ich denke, im Allgemeinen beginnen die Menschen in Afrika zu erkennen, dass Dekolonisierung nicht nur bedeutet, den Menschen bestimmte Freiheiten zu gewähren, sondern auch, das zurückzunehmen, was uns enteignet wurde", erklärte Kamanga.
Offiziell ist das Zepter-Juwel als "Culllinan I" bekannt und wurde ursprünglich in der Nähe von Pretoria abgebaut. Ein kleinerer Diamant aus demselben Stein "Cullinan II" steckt in der Imperial State Crown, die von der britischen Monarchie zusammen mit dem Zepter und anderen Kronjuwelen im Tower of London aufbewahrt und heute nur zu zeremoniellen Anlässen getragen wird.
Viele Südafrikaner sehen das einstige Kolonialgeschenk als Diebesgut einer Zeit der Unterdrückung an und wünschen sich die Rückgabe der Edelsteine - als Anerkennung für den Schaden und die Ausbeutung, welche die Briten auf die damalige Kolonie auswirkten.
"Ich glaube, es sollte nach Hause gebracht werden, weil sie es uns am Ende des Tages genommen haben, während sie uns unterdrückten", sagte der in Johannesburg lebende Mohamed Abdulahi.
Krönung wird stattfinden - mit oder ohne Einwände
Andere glauben nicht, dass die Rückgabe der Juwelen heute noch eine große Rolle spiele: "Ich glaube nicht, dass es mehr wichtig ist. Die Dinge haben sich geändert, wir entwickeln uns weiter", sagte der Anwohner Dieketseng Nzhadzhaba.
"Was [den Briten] früher wichtig war, überlegen zu sein, spielt für uns keine Rolle mehr."
Am 6. Mai kommen die Kronjuwelen zur Krönungszeremonie von König Charles III. zum Einsatz.
Titelfoto: Ben Birchall / POOL / AFP