Kleines Mädchen (9) aus Keller-Verlies gerettet: Anwohner üben grausame Selbstjustiz

Tramandaí (Brasilien) - Verstörender Vorfall in Brasilien. Ein kleines Mädchen (9) wurde von der Polizei aus einem improvisiertem Kellerverlies gerettet. Der mutmaßliche Kinderschänder (61) wurde noch vor Ort von einer aufgebrachten Menschenmenge grausam gelyncht.

Die Polizei konnte den Lynchmord nicht verhindern.
Die Polizei konnte den Lynchmord nicht verhindern.  © Montage: Telegram/centralcombate

Als Polizisten das kleine Lebensmittelgeschäft von Marco Antônio Bocker Jacob (61) betraten, hörten sie schon die verzweifelten Schreie des kleinen Opfers.

Wenige Sekunden später wurde die Neunjährige aus den Fängen des mutmaßlichen Kinderschänders befreit. Sie wurde von den Beamten der Militärpolizei in einem improvisierten Verlies entdeckt, berichtet CNN.

Was folgte, waren sehr unschöne Szenen. Aufgebrachte Anwohner kamen hin zu, verlangten von den Beamten die Herausgabe des Mannes. Es kam zum Handgemenge. Die Polizei musste sich zurückziehen, ein Beamter wurde verletzt.

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Dann rechnete der Lynchmob gnadenlos ab, verwüstete den Laden des 61-Jährigen, zertrümmerte sein Auto und prügelte den Mann tot.

Ein verstörendes Video zeigt, wie der mutmaßliche Kinderschänder blutverschmiert auf dem Fußboden liegt. Mit letzter Kraft versucht er noch etwas zu sagen, doch statt Worte kommt dem sterbenden Mann nur noch ein unverständliches Röcheln über die Lippen.

Bilder: Schlimme Szenen in Brasilien - Menschenmenge lyncht Ladeninhaber

Marco Antônio Bocker Jacob (61) wurde von einer aufgebrachten Menschenmenge gelyncht
Marco Antônio Bocker Jacob (61) wurde von einer aufgebrachten Menschenmenge gelyncht  © X/Ferdsmg
Der mutmaßliche Kinderschänder lockte sein neunjähriges Opfer mit Eiscreme an.
Der mutmaßliche Kinderschänder lockte sein neunjähriges Opfer mit Eiscreme an.  © X/arlisson_pm
In dieses Loch sperrte der Täter das unschuldige Mädchen ein.
In dieses Loch sperrte der Täter das unschuldige Mädchen ein.  © Telegram/centralcombate
Als der Tote weggeschafft wurde, griff der Lynchmob auch die Polizei an.
Als der Tote weggeschafft wurde, griff der Lynchmob auch die Polizei an.  © Montage: Telegram/centralcombate

Lynchmord von Tramandai soll aufgeklärt werden

Erst als zahlreiche Polizisten eintrafen, ließ der Mob vom 61-Jährigen ab. Doch die Situation eskalierte erneut, als die Einsatzkräfte den Toten zu einem Krankenwagen brachten. Steine flogen, die Polizei schoss mit Tränengas und Gummigeschossen in die Menschenmenge.

Anwohnern war der Ladeninhaber wohl schon lange nicht geheuer. Wiederholt soll der Mann vor seinem Geschäft Kinder angesprochen haben, soll ihnen Süßigkeiten zugesteckt haben, wollte offenbar, dass die Kinder zu ihm ins Geschäft kommen, berichtet das Portal Globo.

Wie das Portal weiter berichtet soll Marco Antônio Bocker Jacob zudem mehrfach vorbestraft sein: Drogenhandel, Autodiebstahl, Tierquälerei, Körperverletzung. Auch einen Frauenmord soll der Mann begangen haben.

Nach dem Lynchmord hat die Polizei den Wunsch geäußert, das Verbrechen aufklären zu wollen. Derweil verurteilen Kirchenvertreter und Politik den grausamen Fall von Selbstjustiz. Man werde die Umstände untersuchen und gegen die Verantwortlichen Anklage wegen Totschlags erheben, kündigte der Abgeordnete Alexandre de Sousa an. Verhaftet wurde bislang niemand.

Wie es für das Opfer weitergeht, bleibt abzuwarten. Sie wurde offenbar schwer traumatisiert, gab an vom Täter misshandelt worden zu sein. Es ist zu hoffen, dass das kleine Mädchen die schrecklichen Erlebnisse eines Tages hinter sich lassen kann.

Titelfoto: Montage: Telegram/centralcombate, X/arlisson_pm

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