Weil es weit und breit keinen Arzt mehr gibt: Bürgermeister verbietet Einwohnern, krank zu sein
Belcastro (Italien) - Die kleine Gemeinde Belcastro im Süden von Italien findet keinen Arzt mehr für die kranken Einwohner. Als logische Konsequenz wurde einfach das Kranksein an sich verboten.
Wie die italienische Zeitung "il Quotidiano del Sud" mitteilte, hat Bürgermeister Antonio Torchia den Bewohnern seines Dorfes durch ein neues Gesetz untersagt, krank zu werden.
Ein Grund für dieses Verbot ist der Ärztemangel im Dorf. Das nächste Krankenhaus und so auch der nächste Mediziner befinden sich ganze 45 Kilometer entfernt. Eine reibungslose medizinische Versorgung kann dadurch nicht mehr gewährleistet werden.
Deswegen ordnete der Bürgermeister an, "jede Krankheit zu vermeiden, die einen medizinischen Eingriff erfordert, und sich so viel wie möglich auszuruhen".
Krankwerden-Verbot als eine Finte des Bürgermeisters
Wie in vielen anderen italienischen Orten auch haben die Einwohner von Belcastro ein hohes Durchschnittsalter. So schreibt die Zeitung, dass die Bevölkerung von Belcastro "zu etwa 50 Prozent aus älteren Menschen besteht".
Mit seinem neuen Gesetz verfolgt Antonio Torchia jedoch einen größeren Plan, denn mit dieser kuriosen Vorschrift möchte er auf das große Problem der kleinen Stadt aufmerksam machen und das Thema der Überalterung auch in der Politik und dem Gesundheitswesen auf den Tagesplan rufen.
Laut eigener Aussage scheint es Torchia so, als ob sein neues Gesetz bereits eine bessere Wirkung erziele als die unzähligen Briefe, die er zuvor an das Gesundheitsamt geschrieben hat.
Titelfoto: Fotomontage: Philip Dulian/dpa, comune.belcastro.cz.it