Eltern klettern mit ihren Kindern auf 3000 Meter Höhe – ohne Ausrüstung!
Trentino - Ein Video aus Italien sorgt derzeit weltweit für Empörung: Die Aufnahmen zeigen ein Elternpaar, das mit zwei Kindern einen Kletterstieg auf gut 3000 Metern über dem Meer hinabgeht - ohne jegliche Ausrüstung oder Sicherung!
Der Klettersteig "Alta via Bepi Zac" im Monzoni-Gebirge in den italienischen Dolomiten ist bei Bergsportlern wegen seiner atemberaubenden Sicht über das Fassatal beliebt. Aber, am Berg und insbesondere an Klettersteigen geht Sicherheit vor: Ohne Bergschuhe, Helm und Sicherung begibt man sich in Lebensgefahr!
Doch genau das hat eine Familie jetzt getan - und wurde dabei gefilmt. Wie Südtirol News berichtete, nahm ein unbeteiligter Wanderer das Video auf und teilte es im Netz. Darauf sind erst Mutter und Tochter zu sehen, die in Jeans, Pullover und Sneakern den schmalen Felsspalt entlang balancieren.
Kurz darauf ist der Vater zu sehen, der - ebenfalls in Alltagskleidung - mit einem Baby auf dem Arm denselben Steig hinabklettert. Besonders sicher sieht sein Tritt bei keinem der Familienmitglieder aus - wie auch ohne Karabiner, Seile oder Helm.
Der "Alta via Bepi Zac" ist laut dem Bergsteiger Magazin "eine Höhenroute der Sonderklasse", die mit einer "knackigen Klettersteigpassage" endet und nur "für gute Bergsteiger ohne Konditionsprobleme" geeignet sei.
Familie schwebt lieber in Lebensgefahr, anstatt umzukehren: "Es ist einfach gesunder Menschenverstand"
Der Clip löste in sozialen Medien eine Welle an Empörung und Diskussionen aus. Laut der Online-Zeitung "Il Dolomiti" ist der Familie zwar nichts passiert, der Clip sei jedoch nur die neueste Momentaufnahme eines besorgniserregenden Trends.
"Leider wird das Risiko immer mehr unterschätzt", sagte Walter Cainelli, Präsident des Trentiner Bergrettungsdienstes, gegenüber der Zeitung und betonte, wie wichtig die korrekte Vorbereitung sei: "Checken Sie die Wettervorhersage, packen Sie Ausrüstung ein für Unvorhergesehenes ein und verstehen Sie ihr eigenes Vorbereitungsniveau."
Cainelli betont: "Man sollte keine Angst oder Scham haben, umzudrehen und zurückzukehren. Es ist einfach gesunder Menschenverstand." Wichtig sei das auch, um keine unnötigen Einsätze für die Bergretter auszulösen, die meist als Freiwillige ihren Arbeitsplatz oder ihre Familie verlassen, um in Not geratenen Wanderern zu helfen.
"Wenn ein Team einige unverletzte Personen erreichen muss, die wegen schlechter Planung festsitzen, kann es nicht für Rettungen alarmiert werden, bei denen jede Sekunde zählt", so Cainelli.
Unnötige Einsätze können übrigens auch ins Geld gehen: Wer in Trentino ohne Ausrüstung klettert und mit dem Hubschrauber gerettet werden muss zwischen 98 und 140 Euro pro Flugminute abtreten. "Leider fühlt man sich manchmal wie bei einem Taxidienst", betont der Präsident des Trentiner Bergrettungsdienstes.
Titelfoto: Montage: Screenshot/Facebook/Noi Soccorritori