Tödliches Ritual: 43-Jähriger stirbt bei Exorzismus

Ivrea (Italien) - Verstörendes Ritual: Weil er überzeugt war, dass sein 43-jähriger Neffe von Dämonen besessen war, führte ein Imam in Italien einen Exorzismus nach islamischem Ritus durch. Mit tödlichen Folgen.

Der 43-Jährige starb während des Rituals. (Symbolbild)  © 123rtf/koldunov

Sie fesselten seine Arme und Beine ans Bett. Dann führte der Onkel sein Ritual durch. In seiner Verzweiflung biss sich Khalid Lakhrouti (†43) in den Hemdkragen und erstickte an einem Kopf.

Dieser Fall erschütterte im Februar 2024 die Kleinstadt Salassa im Großraum Turin, wie die Nachrichtenagentur ANSA und die Zeitung Corriere della Sera berichten. Nun wurde Anklage vorm Schwurgericht von Ivrea erhoben.

Imam Abdelrhani Lakhrouti (53), sein Neffe Nourdin Lakhrouti (47), der Bruder des Toten und Sara Kharmiz (36), die Ex-Frau, müssen sich wegen vorsätzlicher Tötung verantworten. Im Fall einer Verurteilung droht ihnen eine lebenslängliche Haftstrafe.

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Die Ermittler sind sich sicher: Das vom Imam durchgeführte Ritual lief völlig aus dem Ruder. Das Opfer musste sehr leiden. Doch die Angeklagten warteten ganze 90 Minuten, bevor sie den Notruf wählten. Derweil vernichteten sie offenbar Beweismittel, manipulierten den Tatort, wickelten ihr Opfer in eine Decke ein und legten es auf eine Couch.

Gegenüber der Polizei behaupteten die Angeklagten zunächst, dass Khalid an einer Überdosis gestorben sei. Eine Blutuntersuchung der Leiche ergab, dass das Opfer tatsächlich große Mengen Kokain zu sich genommen hatte.

Abgehörte Telefonate, eine gründliche Obduktion und umfangreiche Ermittlungen legen stattdessen einen gewaltsamen Tod beim Ritual nahe.

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Hinter dieser Tür spielte sich der reinste Horror ab.  © Carabinieri Torino
Imam Abdelrhani Lakhrouti (53) war überzeugt, dass sein Neffe von einem Dämon besessen sei. Er führte den tödlichen Exorzismus durch.  © Facebook/Abdelrhani Lakhrouti

Fehlgeschlagener Exorzismus nach islamischem Ritus beschäftigt Justiz in Italien

Grund für den fehlgeschlagenen Exorzismus waren offenbar psychische Probleme beim 43-Jährigen.

Der gebürtige Marokkaner soll große Mengen Rauschgift konsumiert haben, wurde dann sehr aggressiv. Immer wieder wurde die Polizei in das Haus der Familie gerufen, weil der 43-Jährige seine Frau regelmäßig schlug. 2022 zog die heute 36-Jährige mit den gemeinsamen Kindern aus.

Später wandte sich die Familie an den Imam, der erkannt haben will, dass sein Neffe Khalid von einem Dämon besessen ist. Der Geistliche soll dann mindestens drei Exorzismus-Sitzungen durchgeführt haben, bei denen das Opfer brutal ans Bett gefesselt wurde, während er stundenlang Koran-Suren rezitierte.

Bei der verstörenden Praxis der Dämonenaustreibung kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen. Große Bekanntheit erlangte ein Fall von 2022 aus den USA, bei dem ein dreijähriges Mädchen von der eigenen Mutter bei einem Ritual erdrosselt wurde.

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