Radsportler angefahren und zum Sterben zurückgelassen: Deutscher Todes-Trucker muss in Knast
Vicenza (Italien) - Er rammte Ex-Radprofi Davide Rebellin (†51) mit seinem Laster vom Bike und haute einfach ab - Der deutsche Trucker Wolfgang R. (64) wurde von einem italienischen Gericht zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
Der ehemalige Champion trainierte auf seiner Stammstrecke bei Vicenca. Doch in einem Kreisverkehr erfasste ihn der Truck des Deutschen. Wolfgang R. stieg noch aus und hätte helfen können. Doch er fuhr einfach weiter.
Fast zwei Jahre nach dem tödlichen Vorfall bei dem der frühere italienische Radprofi Davide Rebellin (†51) tragisch ums Leben kam, steht das Urteil gegen den Verursacher in erster Instanz fest. Vier Jahre Haft. So urteilte Richter Filippo Lagrasta am Gericht von Vincenca (Norditalien), berichtet der Sender Rai.
Die Kammer sah es als erwiesen an, dass Wolfgang R. nach dem tödlichen Unfall vom 30. November 2022 zwar ausstieg aber nichts unternahm, um zu helfen. Der Fernfahrer setzte seine Reise nach Nordrhein-Westfalen zunächst fort. Der ehemalige Weltklasse-Athlet Rebellin, der von 2002 bis 2008 für das deutsche Radsportteam Gerolsteiner unterwegs war, starb noch an der Unglücksstelle.
R. wurde wenig später anhand von Zeugenaussagen und Bildern von Überwachungskameras identifiziert, in Münster verhaftet und im Sommer 2023 auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls von Deutschland nach Italien ausgeliefert.
Nach Unfalltod von Davide Rebellin: Urteil steht fest
Bereits bei einer Vorverhandlung im Dezember vergangenen Jahres einigten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf einen Deal: Drei Jahre und elf Monate Haft, für ein umfassendes Geständnis. Die Vereinbarung wurde später von der Staatsanwaltschaft wieder zurückgezogen und eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren gefordert.
Am Ende wertete das Gericht mildernde Umstände. Wolfgang R., der erst kürzlich einen Herzinfarkt erlitt, zeigte in der Hauptverhandlung Reue, sprach von "einen Fehler und einer Tragödie."
"Es tut mir sehr, sehr, sehr leid. Ich bedauere es und werde meine Strafe akzeptieren", sagte der Todestrucker im Prozess.
Die Hinterbliebenen des Verstorbenen wurden von der Versicherung mit 825.000 Euro entschädigt. Sie nahmen das Urteil mit gemischten Gefühlen entgegen, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.
Davide Rebellin (†51) galt in den späten 90ern und frühen 2000ern als Topfahrer, gewann unter anderem eine Etappe beim Giro d'Italia. 2009 war Rebellin in einen unschönen Dopingskandal verwickelt, der seine weitere Karriere überschattete. 2022, wenige Wochen vor seinem Tod, zog sich der Spezialist für Tagesrennen aus dem Profisport zurück.
Titelfoto: M;ontage: PASCAL PAVANI / AFP, IMAGO / ZUMA Press