Italiener sammelt seit 30 Jahren Müll am Gardasee: Jetzt wird er dafür bestraft
Desenzano (Italien) - Der pensionierte Italiener Enzo Fattori sammelt schon seit drei Jahrzehnten Müll am Gardasee, nun muss er für seinen Einsatz jedoch 500 Euro Strafe zahlen! Schuld daran ist eine Verordnung, die er wohl selbst mit verursacht hat.
In seinem Heimatort Desenzano (Italien) lief er schon oft am Wasser entlang und entdeckte dabei die ein oder anderen Dinge, die dort nicht hingehören, wie "Der Standard" berichtet.
Vor kurzem fand er bei einem seiner Kontrollgänge am Fentrinelli-Strand eine herrenlose Boje, die er gleich mitnahm, um sie später zu entsorgen. Dabei begegnete er jedoch einem Polizisten - und der verhängte direkt ein Strafgeld von 500 Euro.
Dabei kümmert sich der Italiener schon seit langer Zeit um die Sauberhaltung des Sees und hat dabei nie etwas für seine selbstlose Arbeit verlangt, wie er unter anderem auf seinem Facebook-Account zeigt.
"Ich sammle den Müll am Gardasee seit 30 Jahren ein und habe im Laufe der Zeit – ohne zu übertreiben – tonnenweise Unrat jeder Art weggetragen", sagte er einmal im italienischen Fernsehen.
Er schaffte es sogar, weitere Anhänger für seine Mission zu gewinnen, die sogenannten "Racmen" und "Racwomen" - abgeleitet vom italienischen Wort "raccogliere", was so viel wie auflesen bedeutet.
Müll sammeln verboten
Im kleinen Örtchen gibt es seit dem 25. Januar dieses Jahres ein Verbot, Müll zu sammeln. Diese Regelung hängt nicht zuletzt auch mit einem Fund von Fattori selbst zusammen.
Im vergangenen Winter fand er in Hafennähe alte Granaten und Munition, die wohl aus beiden Weltkriegen stammen sollen.
Diese wurden anschließend geborgen und unschädlich gemacht, aber es ist davon auszugehen, dass in der Nähe des Ortes noch weitere gefährliche Kriegsüberreste versteckt sind.
Deshalb wurde jegliches Sammeln von Müll am See verboten. Fattori hielt jedoch nicht viel von dem Verbot und ließ sich von seiner Tätigkeit nicht abhalten.
Bierdose oder doch Granate?
Der Italiener traut sich zu, ein altes Fahrrad oder eine Bierdose von einer Weltkriegsgranate unterscheiden zu können.
Der Bürgermeister, der bereits harsche Kritik erntete, erklärte unterdessen: "Wir haben dies nicht zu unserem Vergnügen gemacht, sondern zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger."
Im ganzen Land sorgte der Fall für Fassungslosigkeit und eine Bürgerinitiative entstand, damit der Müllsammler die Strafe nicht alleine bezahlen muss.
Bürgermeister Malinverno sagt mittlerweile, dass es ihm leidtue, betont aber auch, dass er Fattori eine Zusammenarbeit angeboten hatte, die dieser ablehnte.
Das Verbot an sich ist inkonsequent: einerseits will man das Sammeln von Müll wegen der Blindgänger-Gefahr verbieten, anderseits gibt es kein Badeverbot für Strandgäste.
Titelfoto: Florian Sanktjohanser/dpa-tmn