Lampedusa (Italien) - Ein Mädchen, gerade einmal elf Jahre alt, soll tagelang vollkommen allein auf hoher See herumgetrieben sein! Eine Hilfsorganisation aus Deutschland hat die Elfjährige vor der italienischen Insel Lampedusa nun nach eigenen Angaben vor dem Tod durch Ertrinken gerettet.
Wie die Organisation "Compass Collective" mitteilte, hätten Seenotretter das Mädchen aus Sierra Leone in der Nacht zum heutigen Mittwoch, gegen 3.20 Uhr (Ortszeit) "nur durch Zufall" entdeckt. Die Crew des Segelbootes "TROTAMAR III" hätte ihre Rufe in der Dunkelheit gehört und ein Rettungsmanöver eingeleitet.
Die Elfjährige sei unterkühlt, aber ansprechbar an Bord versorgt worden und anschließend an einen Rettungsdienst in Lampedusa übergeben worden. Das, was sie durchmachen musste, erzählte sie der Crew.
Vor drei Tagen sei ihr Metallboot, welches in Sfax (Tunesien) aufbrach, gesunken. Den andauernden Sturm auf hoher See hatte sie wahrscheinlich als Einzige der 45 Menschen an Bord überlebt.
Sie trieb mit zwei improvisierten Rettungsringen aus luftgefüllten Reifenschläuchen und einer Rettungsweste seither im Wasser - ohne Trinken oder Essen!
Eine aussichtslose Suche nach weiteren Überlebenden
Das Mädchen gab an, vor zwei Tagen noch Kontakt mit zwei anderen Personen im Wasser gehabt zu haben. Dieser sei jedoch abgebrochen.
"Natürlich haben wir noch nach weiteren Überlebenden gesucht. Aber nach dem tagelangen Sturm mit über 23 Knoten und 2,5 Meter hohe Wellen war das aussichtslos", so Skipper Matthias Wiedenlübbert über den unfassbaren Fall.
Die "TROTAMAR III" ist ein deutsches Segelschiff, das nach Angaben der Organisation seit August 2023 die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützt. Das 13 Meter lange Boot mit wechselnden Crews aus Aktivistinnen und Aktivisten hätte seither insgesamt 1653 Menschen in Seenot unterstützt. Die Organisation und das Segelboot stammt aus dem Wendland in Niedersachsen.
Immer wieder versuchen Menschen mit Booten übers Mittelmeer etwa nach Italien zu gelangen. Immer wieder kentern Schiffe, immer wieder kommt es auch zu Todesfällen.