Teheran - Ein iranischer Menschenrechtsaktivist hat sich nach eigenen Angaben aus Protest die Lippen zugenäht.
"Vielleicht ist es ein Denkanstoß", schrieb Hossein Ronaghi (39) auf seinen Social-Media-Kanälen bei Instagram und X zu einem Foto, das ihn mit blauen, zugenähten Lippen zeigt.
Die Protestaktion erfolgt inmitten von großem Entsetzen in der Islamischen Republik, nachdem sich am Mittwoch der Aktivist Kianusch Sandschari in der Hauptstadt Teheran das Leben genommen hatte.
Ronaghi hatte am Samstag bereits die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, Hinrichtungen und repressive Politik angeprangert und dazu seine Haltung verdeutlicht: "Ich akzeptiere kein Schweigen, ich akzeptiere keine Ungerechtigkeit, ich lasse keine Angst vor der Konfrontation mit diesen Tyrannen in mein Herz und ich werde Iran nicht verlassen."
Er rief die Iranerinnen und Iraner auf, nicht gleichgültig zu sein. "Denkt nicht, dass ihr sicher seid, wenn ihr den Kopf senkt und euch nur um euer eigenes Leben kümmert."
Ronaghi gilt als einer der einflussreichsten Kritiker, die sich noch im Land befinden. Mehrfach war der 39-Jährige inhaftiert. Auch im Zuge der landesweiten Protestwelle 2022 kam Ronaghi ins Gefängnis und startete einen Hungerstreik. Viele iranische Aktivisten und Menschenrechtler haben inzwischen das Land verlassen.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Da der Tod des Aktivisten Kianusch Sandschari jedoch für großes Aufsehen gesorgt hat und im Zusammenhang mit dem jüngsten Protest von Hossein Ronaghi steht, hat die Redaktion sich dazu entschieden, den Fall doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.