40 Jahre nach schlimmsten Chemieunfall aller Zeiten: Giftmüll wird endlich entsorgt
Von Dirk Godder
Neu-Delhi (Indien) - Vier Jahrzehnte nach der Industriekatastrophe im indischen Bhopal mit tausenden Toten sind von dort 337 Tonnen Giftmüll zur Entsorgung abtransportiert worden.
Unter Aufsicht von Experten wurden die gefährlichen Abfälle nach Angaben lokaler Behörden innerhalb von drei Tagen in Container geladen und mit Lkws zu einer etwa 240 Kilometer entfernten Verbrennungsanlage gebracht.
Die Verbrennung könne sofort beginnen, sagte der Leiter der Hilfs- und Rehabilitationsstelle für die Bhopal-Gas-Tragödie, Swatantra Kumar Singh, der Deutschen Presse-Agentur in Delhi.
Der Vorgang werde als sicher betrachtet.
Der Verbrennungsprozess in der Anlage von Pithampur kann laut Singh allerdings bis zu neun Monate dauern. Zivilgesellschaftliche Organisationen in Pithampur hatten Berichten des indischen Senders NDTV zufolge aus Furcht vor einem Austritt giftiger Gase gefordert, auf die Verbrennung zu verzichten.
Der Giftmüll aus Bhopal müsse ins Ausland geschafft und dort entsorgt werden.
Noch bis heute werden Kinder mit Missbildungen geboren
In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1984 waren aus einem Tank der Pestizid-Fabrik des US-Unternehmens Union Carbide in Bhopal im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh große Mengen der hochgiftigen Verbindung Methylisocyanat entwichen.
Die Methylisocyanat-Gase legten sich damals wie eine große Wolke über die Stadt. Nach Angaben von Menschenrechtlern starben mehr als 20.000 Menschen, Hunderttausende erkrankten.
Bis heute würden in den betroffenen Gebieten noch Kinder mit Missbildungen geboren.
Nach Schätzungen von Aktivisten, die sich mit den Folgen der Giftgaskatastrophe befassen, handelt es sich bei der Menge an identifiziertem Giftmüll nur um einen Bruchteil der Abfallmaterialien.
Giftstoffe hätten das Grundwasser in etwa 40 Wohnvierteln von Bhopal kontaminiert.
Titelfoto: United Press International (UPI)/dpa