"Ich kann Mama nicht verzeihen" - Diana (19) wurde jahrelang gefoltert, jetzt hat sie ein neues Gesicht
Almaty (Kasachstan) - Was Diana durchleiden musste, ist einfach nur schrecklich. Jahrelang wurde die heute 19-Jährige von der eigenen Mutter geschlagen, geschunden und gefoltert. Die Geschichte einer Rettung.
Ihr tragisches Schicksal berührt so viele.
Diana Iwanowa wuchs in einem abgelegenen Dorf irgendwo in Kasachstan auf. Der Vater drogensüchtig, ihre Mutter Anna verbittert.
Jahrelang misshandelte die Frau ihr eigenes Kind. Tiefe Narben, ein abgerissenes Ohr und verkümmerte Lippen sind Zeugen der grausamen Tortur, die Diana von ihrer Geburt bis zum dreizehnten Lebensjahr durchleiden musste. Die beiden Schwestern ließ die Mutter hingegen "unberührt", berichtet das Magazin AIF aus Russland.
Nur Diana wurde gequält - allein gegen das kleine Mädchen richtete sich Anna Iwanowas Hass.
Das Mädchen musste durch die Hölle gehen
2011, im Alter von sieben Jahren, kam Diana mit einer schweren Kopfverletzung und Knochenbrüchen das erste Mal ins Krankenhaus.
Später stellte sich heraus, dass die Oma das kleine Mädchen regelmäßig mit dem Gehstock verprügelte. Die Rentnerin wurde von den kasachischen Behörden nach Russland abgeschoben.
Doch der Albtraum sollte erst noch beginnen. Immer häufiger schlug die eigene Mutter zu. Das Mädchen musste auf dem kalten Boden schlafen. Wenn Gäste kamen, wurde Diana in den Schrank gesperrt, manchmal auch ins Badezimmer.
Die Nachbarn ahnten wohl nicht, was da vor sich ging, doch keiner schritt ein. Im Gegenteil: Anna Iwanowa gerierte sich stets als fürsorgliche Mutter, gab vor ihre anderen Töchter zu lieben, galt als beliebt im Dorf.
Nicht auszudenken, wie es ausgegangen wäre, wenn 2017 Nadeschda Barsukowa nicht ins Dorf gekommen wäre.
"Ich habe sie gefunden"
Als Nadeschda, die im Dorf eine entfernte Verwandte besuchte, Gerüchte vom gequälten Mädchen hörte, schritt sie sofort ein.
Die resolute Frau, die selber drei Kinder hat, befreite Diana aus den Klauen der Frau, die sich Mutter nannte und nahm das traumatisierte Mädchen bei sich auf. Dann machte sie den Fall publik, holte die Medien dazu, zwang die Polizei ihr Schicksal ernst zu nehmen.
In einem aufsehenerregenden Prozess wurde Foltermutter Anna zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren Lagerhaft mittlerer Stufe verurteilt. Diana wurde hingegen von Nadeschda adoptiert - Darum haben sie lange gekämpft.
Diana über ihre Retterin: "Ich habe immer davon geträumt, dass ich nicht diese Mutter haben würde, nicht Anna, sondern jemand anderen. Ich habe sie gefunden. Sie ist die beste Mama der Welt."
Ihrer leiblichen Mutter kann und will die Überlebende nicht vergeben. "Ich werde ihr nicht verzeihen", sagt Diana bestimmt.
Doch die Narben bleiben
Heute ist Diana 19 Jahre alt. Doch die junge Frau ist von den schrecklichen Misshandlungen schwer gezeichnet.
Mehrfach wurde sie im Gesicht operiert. Den Ärzten ging es darum den Bewegungsapparat wiederherstellen, erklärt Nadeschda. Zusätzlich Eingriffe an Knien, Armen und Rücken waren auch notwendig. Möglich machten es die vielen Spenden, die sie erhielten. "So viele haben geantwortet, als wir Geld für Dianas Rehabilitation gesammelt haben", berichtet Nadeschda voller Dank.
Doch viele Narben werden wohl für immer bleiben. Am meisten leidet die junge Frau unter ihrem Äußeren, berichtet die Ziehmutter: "Wenn sie in Gesellschaft ist und ihr jemand einen falschen Blick zuwirft, geht sie sofort weg. Ich sehe dann, wie sie es der Person nicht übel nimmt, sondern sich schämt."
Nun passierte etwas Wunderbares. Als der plastische Chirurg Doktor Mohammed Shbair aus der kasachischen Metropole Almaty von Diana und Nadeschda hörte, lud er beide ein. In mehreren Eingriffen restaurierte er Dianas Gesicht. Das Resultat lässt die 19-Jährige einfach nur strahlen.
Weil die Überlebende erst im Teenageralter in die Schule ging, muss sie vieles Nachholen. Zurzeit besucht die 19-Jährige die neunte Klasse.
Dianas großer Traum: Ärztin werden. Sie will sich für Menschen einsetzen, denen schreckliche Dinge, wie ihr selbst, passiert sind.
Titelfoto: Montage: TikTok/dr_shbair