Hunderttausende auf der Straße - Größter Protest in der Geschichte des Landes!

Von Alexia Angelopoulou und Takis Tsafos

Athen (Griechenland) - Selbst zu Zeiten der schweren Finanzkrise gab es keine solch großen Demonstrationen: Zu Hunderttausenden sind die Menschen in Griechenland landesweit auf die Straße gegangen, um an das schwere Zugunglück vor zwei Jahren in Tempi mit 57 Toten zu erinnern. Sie fordern von der Regierung Aufklärung und die Bestrafung der Verantwortlichen.

Athen: Polizisten stehen vor den Flammen eines Molotowcocktails vor dem Parlament während der Zusammenstöße mit Demonstranten
Athen: Polizisten stehen vor den Flammen eines Molotowcocktails vor dem Parlament während der Zusammenstöße mit Demonstranten  © Petros Giannakouris/AP/dpa

Allein in Athen protestierten der Polizei zufolge rund 170.000 Menschen. Nach Ende der Veranstaltung randalierten Hunderte Autonome und Hooligans und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei.

Die Menschen werfen der Regierung vor, die Umstände des Frontalzusammenstoßes zwischen einem Güter- und einem Personenzug am 28. Februar 2023 in Tempi nicht ordentlich aufzuarbeiten. "Nein zur Vertuschung" und "Wir vergessen nicht" stand auf den Plakaten der Demonstranten.

Diese Woche wurde nach zwei Jahren erstmals ein offizieller Bericht der Behörde für Unfälle im Luft- und Bahnverkehr vorgestellt. Darin ist vom desolaten Zustand der griechischen Bahn ebenso die Rede wie von der mangelnden Qualifikation des Bahnvorstehers, der einen der Züge aufs falsche Gleis geschickt hatte.

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Auch die kaum funktionstüchtige Sicherheitstechnik auf der Strecke wurde angeführt.

Das schere Unglück vom 28. Februar 2023 forderte das Leben von 57 Menschen. (Archivfoto)
Das schere Unglück vom 28. Februar 2023 forderte das Leben von 57 Menschen. (Archivfoto)  © Vaggelis Kousioras/AP/dpa

Schwere Ermittlungsfehler im Anschluss an das Unglück

Demonstranten versammeln sich auf dem Syntagma-Platz im Zentrum von Athen, um den zweiten Jahrestag des tödlichen Zugunglücks zu begehen, das Hunderte von Demonstrationen und einen Generalstreik ausgelöst hatte.
Demonstranten versammeln sich auf dem Syntagma-Platz im Zentrum von Athen, um den zweiten Jahrestag des tödlichen Zugunglücks zu begehen, das Hunderte von Demonstrationen und einen Generalstreik ausgelöst hatte.  © Thanassis Stavrakis/AP/dpa

Zudem stellte die Behörde schwere Ermittlungsfehler im Anschluss an das Unglück fest. So sei unter anderem die Unglücksstelle nicht richtig kartiert worden, auch hätten Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei ihre Einsätze nicht koordiniert.

Beweismaterial sei dadurch abhandengekommen oder vernichtet worden – unter anderem, als ein Teil des Unfallorts zementiert wurde, damit Kräne installiert werden konnten, um die zertrümmerten Waggons zu bewegen. Offen blieb in dem Bericht, ob an Bord des Güterzugs wirklich verbotenerweise ein brennbarer Gefahrstoff transportiert wurde, wie die Familien der Opfer vermuten.

Im Anschluss an die Demos in Athen und Thessaloniki kam es zu Ausschreitungen zwischen Autonomen und der Polizei. Allein in Athen sollen laut Polizeiangaben zwischen 500 und 700 Vermummte randaliert und Brandsätze geschleudert haben. Die Beamten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Es gab 20 Festnahmen, 70 Menschen wurden in Gewahrsam genommen.

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13 Menschen, darunter auch Polizisten, seien verletzt in Krankenhäuser gebracht worden, berichtete der Nachrichtensender ERTnews unter Berufung auf Rettungskräfte. Bei den Verletzungen handele es sich um Brandwunden und Atemwegsbeschwerden, in Lebensgefahr befinde sich niemand, hieß es.

Titelfoto: Petros Giannakouris/AP/dpa

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