"Falsches Gefühl der Sicherheit": Hunderte Sexualstraftäter nach Namens-Änderungen untergetaucht!

London - Skandal-Nachrichten aus Großbritannien: Hunderte von Sexualstraftätern sind innerhalb von drei Jahren nach ihrer Entlassung - und damit verbundenen Namensänderung - vom Radar der Polizei verschwunden. Missbrauchsüberlebende fordern nun neue Gesetze.

Die Abgeordnete Sarah Champion sprach mit der BBC über den "Skandal, von dem die Öffentlichkeit nichts weiß."
Die Abgeordnete Sarah Champion sprach mit der BBC über den "Skandal, von dem die Öffentlichkeit nichts weiß."  © Facebook/Sarah Champion

Wer in Großbritannien ins Register für Sexualstraftäter aufgenommen wird, ist (normalerweise) verpflichtet, der Polizei bestimmte persönliche Angaben zu machen. Dazu gehören, neben dem Namen und Decknamen, auch die aktuelle Adresse sowie die Passdaten.

Ändert sich eine dieser Angaben, ist der Täter außerdem verpflichtet, diese innerhalb von drei Tagen bei der Behörde zu melden. Hält er diese Frist nicht ein, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.

Eine Recherche der BBC ergab, dass bei 45 Polizeistellen insgesamt 729 Täter zwischen 2019 und 2021 vermisst oder zur Fahndung ausgeschrieben wurden.

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Knapp 1500 Menschen hätten die Behörden über eine Namensänderung informiert. Der Großteil sei jedoch verschwunden.

Eine schockierende Zahl, vor allem für Überlebende. Zahlreiche Aktivisten und Abgeordnete fordern daher bereits seit Jahren strengere Gesetze, die es Sexualstraftätern nicht erlauben, ihren Namen zu ändern.

"Das derzeitige Benachrichtigungssystem funktioniert offensichtlich nicht", so die Abgeordnete Sarah Champion von der Oppositionspartei Labour. "Das schiere Ausmaß der Verstöße und des Verschwindens von Sexualstraftätern ist ein Skandal, von dem die Öffentlichkeit aber nichts weiß."

Missbrauchsüberlebende fordern strengere Gesetze: "falsches Gefühl der Sicherheit"

Überlebende wie Della Wright, die mit sechs Jahren missbraucht wurde, kritisieren die Gesetze und fordern, dass Täter ihre Namen nicht mehr ändern dürfen.
Überlebende wie Della Wright, die mit sechs Jahren missbraucht wurde, kritisieren die Gesetze und fordern, dass Täter ihre Namen nicht mehr ändern dürfen.  © Facebook/Della Wright

Kritiker bemängeln, dass das Gesetz zu leicht umgangen werden könne, da es die Verantwortung der Meldepflicht in die Hände der Täter lege. Offensichtlich liegt aber nicht allen Sexualstraftätern etwas daran, diese Pflicht auch wahrzunehmen.

Champion wies im Parlament außerdem darauf hin, dass die Namensänderungen den Tätern erlauben, mit Kindern zu arbeiten.

Polizeipräsidentin Michelle Skeer, die auf nationaler Ebene für den Umgang mit Sexualstraftätern zuständig ist, erklärte, dass zwar jeder seinen Namen ändern könne, diese zusätzlichen gesetzlichen Verpflichtungen jedoch genau überwacht würden.

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Im Widerspruch dazu stehen beispielsweise die Erlebnisse von Della Wright. Die Engländerin leitet heute die "Safeguarding Alliance", eine Gruppe Missbrauchsüberlebender, die sich weltweit für Opfer einsetzt.

Wright wurde im Alter von sechs Jahren von Terry Price (60) missbraucht, der 2017 zu 22 Jahren Gefängnis mit einer fünfjährigen Verlängerung verurteilt wurde. Der heute 60-Jährige war mit geändertem Namen erneut straffällig geworden und habe auch danach seinen Namen erneut geändert.

Das System sei "viel zu simpel" und "anfällig für Missbrauch", erklärte Wright im Interview. "Es sollte nicht Aufgabe der Opfer und Überlebenden sein, die Regierung zu bitten, etwas zu unternehmen." Für sie bringe dieses Recht auf Täter-Anonymität ein "falsches Gefühl der Sicherheit" für die Überlebenden mit sich.

Das Abgeordnetenhaus will das Thema in dieser Woche erneut besprechen. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, man prüfe derzeit zahlreiche Berichte. Die Ergebnisse wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.

Titelfoto: Bildmontage: Facebook/Sarah Champion, Facebook/Della Wright

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