Frau findet 17 Jahre alten Brief: Als sie herausfindet, was ihr Vater getan hat, stellt sie ihn sofort zur Rede
China - Wäre es anders gekommen? 17 Jahre lang dachte eine sportliche Chinesin als Achtklässlerin den Aufnahmetest für eine der besten Sportschulen des Landes vermasselt zu haben. In Wahrheit verheimlichte der eigene Vater die Zusage der Elite-Schule. Die ehemalige Sporthoffnung verließ die Schule nach der neunten Klasse und arbeitet seitdem als Hilfskraft in einer Fabrik.
Weil er es so wollte, ruinierte ein Chinese die Sportkarriere seiner Tochter.
Als Wang Yanxia (heute 32) die Kiste mit den alten Familienfotos sortierte, fiel sie aus allen Wolken, berichtet die Zeitung "SCMP" aus Hongkong.
Plötzlich hielt Yanxia nämlich den Zulassungsbescheid für eine der wohl besten Sportschulen des 1,4-Milliarden-Einwohner Landes in der Hand - der 3. Mittelschule von Qingzhou. "Es war mein absoluter Traum auf diese Schule zu gehen", sagt Yanxia verbittert.
Damals war sie 14 Jahre alt und ging in die 8. Klasse, erklärte die Arbeiterin nun auf Douyin (dem chinesischen TikTok). Die fleißige Yanxia wollte im Sport hoch hinaus, trainierte hart und nahm am strengen Auswahlverfahren für die Elite-Schule teil. Leichtathletik sei damals ihre Leidenschaft gewesen, resümiert die ungelernte Hilfskraft.
Doch die Zusage der Sportschule kam nie an. Heute weiß die mittlerweile 32-Jährige auch warum: Ihr eigener Vater versteckte den Brief bei den alten Fotoalben, verheimlichte seiner Tochter die positive Nachricht und drängte sie nach der 9. Klasse auch noch die Schule zu verlassen.
Yanxia musste den Traum von Olympia beerdigen, stattdessen fing sie an in einer Fabrik zu jobben.
Warum hat der Vater ihr die Wahrheit verschwiegen?
Mit dem Schreiben in der Hand konfrontierte die 32-Jährige nun den Vater.
Er habe sich sehr geschämt, schildert Yanxia. Der Mann verlor sein Gesicht und offenbarte schließlich die ganze Wahrheit. "Es wäre sinnlos gewesen, es dir zu sagen", räumte er ein. "Ich hätte es mir nicht leisten können", kam es aus ihm heraus. Man sei nun mal arm, gab er vor.
Gebühren für Schule und Internat wären wohl nicht angefallen. Doch die Familie hätte eine Aufnahmegebühr von 7800 Yuan (knapp 1000 Euro) berappen müssen, darin enthalten wären allerdings auch Unterrichtsmaterialien, eine Schuluniform und die benötigte Sportausrüstung gewesen.
Yanxia sagt, dass sie ihrem Vater glaubt. Hätte sie doch nur gewusst, dass die Eltern so arm sind, hätte sie ja niemals darauf bestanden, eine so teure Schule besuchen zu wollen. Sie möchte ihrem Vater verzeihen. Trotzdem hätte sich die Tochter gewünscht, die ganze Wahrheit zu kennen.
In den chinesischen sozialen Netzen schlägt der Fall hohe Wellen. Millionen Chinesen geht Wang Yanxia trauriges Schicksal ans Herz. Nicht wenige sehen die Sache allerdings ganz anders und vermuten, dass Yanxia von ihrem Vater gezwungen wurde, in der Fabrik zu arbeiten, um die Ausbildung des jüngeren Bruders zu finanzieren, eine gängige Praxis in China, bis heute.
Nur deswegen habe der Vater seiner Tochter die Zulassung zur Traumschule verschwiegen, argumentieren die Nutzer, andernfalls hätte die Familie wohl Studienbeihilfe beantragen können.
Titelfoto: Montage: 123rf/fizkes, 123rf/shalamov