Weltmeisterschaft der Berufe eröffnet – Bundespolitik glänzt mit Abwesenheit
Von Christian Grube
Lyon (Frankreich) - Was die Olympischen Spiele für Sportler sind, sind die WorldSkills für Berufe. Fünf Jahre nach der letzten Ausgabe im russischen Kasan wurden die 47. WorldSkills Dienstagabend in Lyon eröffnet.
Frankreich hat in diesem Jahr wahrlich Übung darin, Großveranstaltungen auszurichten und diese farbenfroh zu gestalten. Die LDLC Arena im Osten von Lyon ist mit 12.500 Plätzen vollbesetzt, als die Eröffnungszeremonie der WorldSkills beginnt.
Über 1500 Teilnehmer aus 69 Nationen treten in diesem Jahr gegeneinander an und werden frenetisch von den mitgereisten Fans begrüßt. Nicht nur große Nationen wie China, Großbritannien oder Gastgeber Frankreich sind vertreten – auch Teilnehmer aus Palästina und Uganda haben den Weg nach Lyon gefunden.
Das deutsche Nationalteam besteht in diesem Jahr aus 42 Fachkräften unter 23 Jahren, die in 37 Disziplinen antreten. Mit dabei sind Fachkräfte aus Bereichen wie Handwerk, IT-Berufen oder auch Dienstleistungen wie Krankenpfleger oder App-Programmierer.
World Skills Präsident Chris Humphries betonte, dass es der Wettbewerb in heutigen Zeiten gar nicht zwingend im Vordergrund stehe.
"Von der Klimakrise bis zum ungleichen Zugang zu hochwertiger Bildung, von Geschlechterungleichheit bis zum rasanten technologischen Fortschritt braucht unsere Welt mehr junge Menschen, die Führungspersönlichkeiten sind. Junge Menschen mit den Fähigkeiten und dem Ehrgeiz, Großes zu erreichen."
"Aus dringenden Gründen": Alle Vertreter der Bundesregierung mussten kurzfristig absagen
Zum Schluss der abwechslungsreichen Veranstaltung gibt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) inmitten der französischen Nationalmannschaft das Startsignal: "Hiermit erkläre ich die Weltmeisterschaft der Berufe für eröffnet." So kurz seine Worte, so kurz auch sein Auftritt. Aber immerhin tritt das Staatsoberhaupt auf.
Die deutsche Bundesregierung glänzt hingegen durch Abwesenheit. Trotz der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers und der Förderung durch das Bundesbildungsministerium wird weder ein Minister noch ein Vertreter der Bundesregierung in Lyon anwesend sein. In Zeiten von Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen ist das ein fatales Signal.
"Leider mussten alle Vertreter der Bundesregierung aus dringenden Gründen kurzfristig absagen", so Hubert Romer, Geschäftsführer von World Skills Germany.
Für die deutschen Teilnehmer ein weiterer Grund, ihr Bestes zu geben und um die begehrten Medaillen zu kämpfen. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am kommenden Sonntag im Stadion von Olympique Lyon – vor über 25.000 Zuschauern. Bis dahin liegen vier Wettkampftage vor den 42 Deutschen.
Titelfoto: Christian Grube