Wahl-Überraschung: Linksbündnis in Frankreich stärkste Kraft! Premierminister kündigt Rücktritt an

Frankreich - Damit haben wohl die wenigsten gerechnet! Das Linksbündnis gewinnt überraschend die zweite Runde der Parlamentswahlen in Frankreich! Premierminister Gabriel Attal (35) kündigte seinen Rücktritt an.

Frankreich hat gewählt.
Frankreich hat gewählt.  © Alain JOCARD / AFP

Der befürchtete Durchmarsch des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN) blieb aus. Marine Le Pen (55) könnte am Ende sogar nur auf Platz drei hinter der Mitte-Allianz von Präsident Emmanuel Macron (46) landen.

Der französische Premierminister Attal kündigte noch am selben Abend seinen Rücktritt an. Das Mitte-Lager von Macron verfüge über keine Mehrheit mehr, teilte er nach Bekanntwerden erster Hochrechnungen mit.

Nach der ersten Wahlrunde vor einer Woche hatten Beobachter den RN um Frontfrau Le Pen noch knapp unter der absoluten Mehrheit von 289 Sitzen in der Nationalversammlung gesehen. Die verfehlte der RN aber nun mehr als deutlich.

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Erste Hochrechnungen am Abend prophezeiten den Rechtspopulisten und ihren Verbündeten etwa 120 bis 152. Deutlich weniger als dem Überraschungssieger des Abends - dem Links-Bündnis Nouveau Front Populaire.

Das lief bei 172 bis 215 Sitzen ein und sicherte sich einen überraschend deutlichen Sieg vor der Mitte-Allianz von Präsident Macron (150 bis 180 Sitze).

Linksbündis erhebt Anspruch auf Regierungsbildung

Linkspopulist Jean-Luc Melenchon (72) liegt mit seinem Parteienbündnis Nouveau Front populaire ("Neue Volksfront") vorn. Er könnte die nächste Regierung anführen.
Linkspopulist Jean-Luc Melenchon (72) liegt mit seinem Parteienbündnis Nouveau Front populaire ("Neue Volksfront") vorn. Er könnte die nächste Regierung anführen.  © SAMEER AL-DOUMY / AFP

Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. "Der Präsident hat die Pflicht, den Nouveau Front Populaire zum Regieren aufzufordern", betonte Linken-Parteigründer Jean-Luc Mélenchon (72) am Abend. Doch das könnte schwierig werden. Da das Bündnis trotz seines Wahlsieges fernab einer absoluten Mehrheit ist, braucht es Unterstützer.

Beobachter gehen davon aus, dass man bei der Regierungsbildung auf Beihilfe aus der Mitte hoffen könnte. Möglich wären beispielsweise die Duldung einer Minderheitsregierung oder eine Art Koalition. Gegen die sprach sich aber beispielsweise Sozialisten-Chef Olivier Faure (55) direkt nach der ersten Hochrechnung deutlich aus. Es solle keine "Koalition der Gegensätze" geben.

Findet sich so schnell keine Mehrheit, könnte die aktuelle Regierung zunächst geschäftsführend im Amt bleiben oder eine Expertenregierung eingesetzt werden.

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Fest steht, Frankreich braucht für die kommenden Wochen eine solide Lösung, denn schon am 26. Juli beginnen in Paris die Olympischen Spiele.

Erstmeldung von 20.05 Uhr; fortlaufend aktualisiert.

Titelfoto: Alain JOCARD / AFP

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