Tierschützer halten Ratten für Bereicherung und fordern ein Ende der "grausamen" Schädlingsbekämpfung

Paris (Frankreich) - Seuchen, Krankheiten, multiresistente Keime: offenbar egal. In Paris gingen Tierschützer auf die Straße und forderten ein Ende der "grausamen" Schädlingsbekämpfung. Die Aktivisten halten Ratten für eine "Bereicherung" und glauben an ein "friedliches Zusammenleben" mit den Nagern.

Drei Ratten-Aktivisten halten Schilder hoch. Darauf steht: "Friedliches Zusammenleben mit Grenztieren", "Ich bin nicht dein Feind" und "Kein Gesetz schützt uns."
Drei Ratten-Aktivisten halten Schilder hoch. Darauf steht: "Friedliches Zusammenleben mit Grenztieren", "Ich bin nicht dein Feind" und "Kein Gesetz schützt uns."  © BERTRAND GUAY / AFP

Obwohl Paris von einer beispiellosen Rattenplage heimgesucht wird und die Müllabfuhr chronisch überlastet ist, gibt sich die Organisation PAZ (Paris Animaux Zoopolis) überzeugt, dass Ratten gut für die Stadt sind.

Mitte März suchten die Aktivisten mal wieder die Öffentlichkeit und demonstrierten nach einem aktuellen Bericht der Zeitung New York Post mitten in Paris für die Belange ihrer Lieblinge.

Ihre Hauptforderung: Schluss mit "tödlichen Methoden" bei der Schädlingsbekämpfung. Konkret heißt das: kein Gift, keine Klebefallen und erst recht keine Mausefallen.

Bewaffneter Mann verschanzt sich in Lokal mit Arbeitern
Frankreich Bewaffneter Mann verschanzt sich in Lokal mit Arbeitern

Wie das funktionieren soll, wissen die Rattenschützer zwar nicht, doch auf jeden Fall braucht die Wissenschaft mehr Geld, Wohnungen sollen irgendwie saniert werden und ein "besseres Müll-Management" muss auch her.

Etwa ein Dutzend Menschen waren dem Aufruf gefolgt, hielten vor der Kirche Saint-Sulpice Pappschilder hoch, verteilten fleißig Flyer ans Volk und entrollten ein großes Banner mit Rattenabbildung und dem Slogan "Free Kisses".

Unabhängig davon streikte am selben Tag landesweit die Müllabfuhr.

Die Tierschützer glauben, dass Ratten und Menschen zusammenleben können.
Die Tierschützer glauben, dass Ratten und Menschen zusammenleben können.  © BERTRAND GUAY / AFP
Laut Angaben der französischen Akademie der Medizin kommen in Paris 1,5 bis 1,7 Ratten pro Person. In kaum einer anderen Stadt leben mehr Ratten.
Laut Angaben der französischen Akademie der Medizin kommen in Paris 1,5 bis 1,7 Ratten pro Person. In kaum einer anderen Stadt leben mehr Ratten.  © Thomas SAMSON / AFP
In der französischen Hauptstadt macht die Müllabfuhr häufig, was sie will.
In der französischen Hauptstadt macht die Müllabfuhr häufig, was sie will.  © Ludovic MARIN / AFP

Ratten-Aktivistin Amandine Sanvisens hat eine ganz klare Meinung

Aktivistin Amandine Sanvisens ist überzeugt, dass viele Pariser mit den Zielen ihrer Organisation sympathisieren.
Aktivistin Amandine Sanvisens ist überzeugt, dass viele Pariser mit den Zielen ihrer Organisation sympathisieren.  © PR/Paris Animaux Zoopolis

PAZ-Aktivistin Amandine Sanvisens hat eine ganz klare Meinung. "Sie wollen ihr Leben leben und wir das unsere", zitiert New York Post die engagierte Rattenschützerin.

Sie fordert ein Umdenken: "Wir sollten lernen, mit ihnen zusammenzuleben, ohne ihnen den Krieg zu erklären." Die Aktivistin ist überzeugt, dass ihr Traum von einer rattenfreundlichen Stadt von vielen Einwohner der französischen Hauptstadt geteilt wird.

Denn Sanvisens habe den Animationsfilm "Ratatouille" (2007) gesehen und beobachte seitdem eine positive Entwicklung in der französischen Gesellschaft, hin zu mehr Offenheit in Sachen Ratten.

Drei Kinder tot aufgefunden: Hat die Mutter sie umgebracht?
Frankreich Drei Kinder tot aufgefunden: Hat die Mutter sie umgebracht?

Bis die angestrebten nicht-tödlichen Methoden bei der Schädlingsbekämpfung Einzug halten, wird es wohl noch ein wenig dauern. In Frankreich beschäftigt man sich zurzeit mehr mit dem Renteneintrittsalter.

Titelfoto: Montage: BERTRAND GUAY / AFP, Thomas SAMSON / AFP, LUDOVIC MARIN / AFP

Mehr zum Thema Frankreich: