Politiker in Gewahrsam: Wollte er seine Kollegin mit Ecstasy gefügig machen?
Paris (Frankreich) - Ein französischer Senator (66) steht im Verdacht, einer Frau heimlich Drogen verabreicht zu haben, um sie sexuell gefügig zu machen. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, löst sich nicht nur die politische Immunität des Mannes in Luft auf.
Die Polizei nahm den Mitte-rechts-Senator Joël Guerriau am Donnerstag in Gewahrsam, wie die Pariser Staatsanwaltschaft gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte.
In Gewahrsam ist er, weil er laut Staatsanwaltschaft "einer Person ohne deren Wissen eine Substanz verabreicht hat, die ihre Urteilsfähigkeit oder die Kontrolle über ihre Handlungen beeinträchtigt, um eine Vergewaltigung oder einen sexuellen Übergriff zu begehen".
Der Vorfall soll sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ereignet haben, denn am Mittwochmorgen erstattete das mutmaßliche Opfer umgehend Strafanzeige. Mehreren Quellen zufolge handelt es sich bei der Frau um eine Abgeordnete, bestätigt wurde dies durch die Staatsanwaltschaft jedoch bislang nicht.
Der Anwalt von Guerriau, Rémi-Pierre Drai, zeigte sich "empört darüber, dass Elemente der Untersuchung in der Presse auftauchen".
"Also entweder ist die Staatsanwaltschaft dafür verantwortlich und das empört mich wieder einmal, oder die Staatsanwaltschaft ist nicht dafür verantwortlich und dann muss sie sich fragen, wer diese Verletzung begangen hat, und ermitteln", so Drai. Die Wahrheit sei ihm zufolge "meilenweit von der vernichtenden Darstellung entfernt", erklärte der Jurist gegenüber AFP.
Ecstasy-Rückstände im Körper der Frau gefunden
Die Frau war offenbar am Dienstagabend bei dem befreundeten Politiker zu Hause in seiner Pariser Wohnung. Dort habe sie sich nach einem Drink plötzlich sehr unwohl gefühlt und kurz darauf eilig die Wohnung verlassen.
Im Laufe der Nacht sei ihr Zustand aber so schlimm geworden, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ein Drogentest bestätigte dort ihr mulmiges Gefühl: In ihrem Körper befanden sich Spuren der Aufputsch-Droge Ecstasy!
Daraufhin ging sie zur Polizei.
Wie die Staatsanwaltschaft weiterhin erklärte, nahmen Ermittler der Kriminalpolizei Guerriau "im Rahmen der in flagranti eingeleiteten Ermittlungen" in Gewahrsam. Offiziell festgenommen ist der 66-Jährige jedoch nicht, denn dafür bedürfe es einer Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität.
Der französische Sender RMC berichtete zudem, dass Beamte das Büro und die private Wohnung des Senators durchsucht hätten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte wenig später, in der Wohnung Ecstasy gefunden zu haben. Dies werde nun überprüft und mit der Probe abgeglichen.
Falls die Ermittlungen auf Guerriau als Täter zurückführen, drohen ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe von 75.000 Euro.
Titelfoto: Montage: 123RF/inesbazdar, LinkedIn/Joël Guerriau