Nach Macron-Sieg in Frankreich: "Der Albtraum ist uns erspart geblieben" - aber...
Paris - Auch an Tag 1 nach der Wahl in Frankreich war die Erleichterung im demokratischen Europa immer noch spürbar. Durch den Sieg von Emmanuel Macron (44) gegen seine Rechtsaußen-Gegnerin Marine Le Pen (53) sei uns der Albtraum "erspart geblieben", schrieb beispielsweise "De Standaard" aus Belgien. Doch auf den ersten Jubelschrei folgt immer mehr die Ernüchterung, dass der französische Präsident weiter Macron heißt. Wie passt das zusammen?
"Ich weiß, dass viele unserer Mitbürger heute für mich gestimmt haben, um die Ideen der Rechtsextremen zu verhindern und nicht, um die meinen zu unterstützen", zeigte sich Emmanuel Macron nach seiner Wahl einsichtig.
In der Tat wurde er in der Vergangenheit immer wieder als ein "Präsident der Reichen" bezeichnet, unter dem sich der Spalt in der französischen Gesellschaft eher vergrößert als verkleinert habe. "Die Wut und der Dissens, die sie dazu gebracht haben, für dieses Vorhaben [Le Pen] zu stimmen, muss auch eine Antwort finden."
Und diese Antwort muss bedeutend sein, denn mit 41,56 aller gültigen Stimmen war Marine Le Pen gar nicht mehr so weit davon entfernt, die Hälfte aller Wähler hinter sich zu vereinen. Noch verheerender für Macron wird es, wenn man auf die Wahlbeteiligung schaut.
Gerade einmal 72 Prozent der wahlberechtigten Franzosen zog es bei dieser so bedeutsamen Abstimmung an die Urnen, mehr als 3 Millionen Menschen enthielten sich oder machten ihre Stimme ungültig.
Olaf Scholz: "Ein starkes Bekenntnis zu Europa"
Doch zurück ins Jetzt. Da ist die Freude über die den Sieg von Macron riesig. "Félicitations, herzliche Glückwünsche, lieber Präsident", jubilierte beispielsweise Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) schon in der Wahlnacht in den sozialen Medien.
"Deine Wählerinnen und Wähler haben heute auch ein starkes Bekenntnis zu Europa gesendet. Ich freue mich, dass wir unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen!"
CDU-Chef Friedrich Merz (66) sprach weiter von einem Sieg Europas, forderte aber zugleich: "Jetzt ist ein neuer Anlauf für deutsch-französische Zusammenarbeit möglich und nötig!"
Übrigens, selbst aus Russland gab es ein kurzes Telegramm. "Ich wünsche Ihnen aufrichtig Erfolg in Ihrer staatlichen Tätigkeit und eine gute Gesundheit", so Wladimir Putin.
Titelfoto: Christophe Ena/AP/dpa