Franzosen im Sommerurlaub: Mehr als 60.000 Haustiere ausgesetzt!
Frankreich - Schon in Deutschland kommen Tierheime und Tierschützer während der Urlaubszeit an ihre Grenzen. Vor allem Hundebesitzern ist die Reise viel zu oft wichtiger, als die Verantwortung gegenüber ihren Haustieren zu übernehmen. Im Nachbarland Frankreich ist die Lage noch dramatischer.
In Deutschland werden laut PETA jährlich rund 50.000 bis 80.000 Hunde, Katzen, Nager und Exoten ausgesetzt.
Wie das Nachrichtenportal Insider berichtete, sind es in Frankreich jedes Jahr zwischen 100.000 und 200.000 Tiere, davon mehr als 60.000 in diesem Sommer, so der französische Verkehrsminister Clément Beaune (42) am 7. August während eines Besuchs in einem Tier-Refugium.
"Das deutet darauf hin, dass es immer noch viele Menschen gibt, die in den Urlaub fahren und ein Tier am Straßenrand oder auf einer Autobahnraststätte zurücklassen", sagte Beaune.
Viele der Haustierbesitzer scheinen deshalb nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie geben ihre Tiere in Kisten bei Tierheimen ab oder rufen einfach an, um den Tierschützern zu sagen, wo sie das ausgesetzte Tier finden können.
Franzosen in Europa die führenden Tier-Aussetzer
Und dabei verlassen sie in vielen Fällen nicht einmal das Land, wie BBC bereits im Jahr 2020 berichtete. Bei Reisen geht es für Franzosen oft nicht einmal über die Landesgrenzen hinaus: Zu den beliebtesten Reisezielen gehören die eigenen Strände oder schlichte Erholungsurlaube auf dem französischen Land.
Der amerikanische Nachrichtensender nannte die Franzosen die "europäischen Champions des Aussetzens von Tieren".
Am 29. Juni 2023 schrieb auch die französische Tierschutzorganisation Foundation Brigitte Bardot (FBB), Frankreich sei nun "bei der Aussetzung von Tieren auf dem ersten Platz in Europa". Und seit Jahren steigen die Zahlen immer weiter.
Die FBB unterstützt etwa 10.000 Tiere in ganz Frankreich und ist angesichts der derzeitigen Urlaubs-Aussetzungswelle vollkommen überlastet.
Auch die Tierschutzorganisation "La SPA", die allein seit Beginn des diesjährigen Sommers 12.000 Tiere aufgenommen hat, berichtet auf Facebook von einer "extrem besorgniserregenden Situation".
"Wir sind am Ende" und "wir werden müde", schreiben die Tierschützer von "La SPA" und wenden sich Hilfe suchend an die Öffentlichkeit. Neben täglichen benötigten Bedarfsmitteln wie Futter müssen auch misshandelte Tiere dringend versorgt werden.
Woher kommen so hohe Zahlen?
Viele der ausgesetzten Hunde wurden während de^r Corona-Lockdowns angeschafft, da man zum Gassi-Gehen ja das Haus verlassen durfte. Viele dieser Haustier-Anschaffungen waren jedoch nicht durchdacht, worunter die Tiere nun leiden.
Hinzu kommt die rasant wachsende Inflation und die derzeit eher düstere Wirtschaftslage, die Menschen dazu verleitet, die finanzielle Belastung in Form von Haustieren loswerden zu wollen. Ein besonders großes Problem sind auch Tierarzt-Kosten.
Dabei ist es auch in Frankreich illegal, Tiere einfach auszusetzen. Erst im Juni 2022 wurden die Strafen dafür erhöht. Sowohl Geld- als auch Freiheitsstrafen - auf 30.000 Euro und bis zu drei Jahre. Je nachdem, ob und in welchem Umfang ein Haustier durch das Aussetzen zu Schaden kommt, drohen in Deutschland ähnliche Strafen.
Doch die Polizei hat laut BBC andere Prioritäten. Beamte zeigen oft wenig Interesse an Fällen der Tierquälerei. Strafen gibt es nur selten, Täter kommen viel zu oft davon. Deshalb werden Konsequenzen in Frankreich wohl nicht allzu ernst genommen.
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