Feuerwehrmann stirbt im Einsatz in Frankreich: Zusammenhang mit den Unruhen?

Paris - Die Ausschreitungen in Frankreich nach dem tödlichen Schuss auf den 17-jährigen Nahel durch einen Polizisten nehmen kein Ende. Jetzt starb ein 24-jähriger Feuerwehrmann bei einem Einsatz. Gibt es einen Zusammenhang mit den Protesten?

Auch in der Nacht zu Montag brannten Gebäude und Autos. Ein junger Mann starb im Einsatz.
Auch in der Nacht zu Montag brannten Gebäude und Autos. Ein junger Mann starb im Einsatz.  © BERTRAND GUAY/AFP

Obergefreiter Dorian Damelincourt (†24) kam beim Einsatz in der Nacht zum Montag ums Leben. Wie Innenminister Gérald Darmanin (40) auf Twitter mitteilte, starb der 24-Jährige im Vorort Seine-Saint-Denis nördlich von Paris beim Löschen brennender Fahrzeuge in einer Tiefgarage.

Die Rettungskräfte wurden gegen 3 Uhr morgens zu einem Fahrzeugbrand in Ebene -1 der Tiefgarage eines Familienhauses nördlich der Hauptstadt gerufen. Rund 200 Feuerwehrleute rückten zum Einsatz aus.

Aus bisher ungeklärten Gründen habe der 24-Jährige vor Ort einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Sofort begannen seine Kameraden mit einer Herzmassage und brachten den Mann in ein Militärkrankenhaus. Dort verstarb er jedoch kurze Zeit später.

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"Trotz der sehr schnellen Versorgung durch seine Kameraden" konnte nichts mehr für den jungen Mann getan werden. "Mein aufrichtiges und trauriges Beileid an seine Familie, seine Angehörigen, seine Kameraden und die BSPP", schrieb Darmanin weiter.

Verkehrsminister Clement Beaune (41) fügte hinzu: "Meine Gedanken sind bei den öffentlichen Bediensteten, die Tag und Nacht mobilisiert wurden, um zur Ruhe zu kommen."

Zu schlussfolgern, der Tod hänge mit den massiven Protesten in Frankreich zusammen, ist jedoch zu überhastet ...

Im Einsatz ums Leben gekommen: Feuerwehrmann Dorian Damelincourt (†24)

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Steht der Tod des Feuerwehrmannes im Zusammenhang mit den Unruhen?

Ob der Tod des 24-Jährigen mit den Krawallen zusammenhängt, ist noch unklar. Seit dem Tod des 17-Jährigen am Dienstag ist es wiederholt zu Plünderungen, Brandanschlägen und Gewalt zwischen Polizisten und Randalierern gekommen.
Ob der Tod des 24-Jährigen mit den Krawallen zusammenhängt, ist noch unklar. Seit dem Tod des 17-Jährigen am Dienstag ist es wiederholt zu Plünderungen, Brandanschlägen und Gewalt zwischen Polizisten und Randalierern gekommen.  © Sebastien Salom-Gomis/AFP

Denn wie "Le Parisien" mitteilte, habe in der täglichen Demo-Bilanz des Ministeriums nichts von dem Tod des jungen Mannes in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli gestanden.

Zwar wurde zu den Umständen der Fahrzeugbrände und des Todes eine Untersuchung eingeleitet, doch bislang stellte die Feuerwehrbrigade von Paris (BSPP) keinen Zusammenhang zwischen den Unruhen und dem tragischen Tod ihres Kameraden her.

"Wir sind jede Woche, das ganze Jahr über, bei etwa zehn Bränden dieser Art im Einsatz, man darf nicht Gleichzeitigkeit mit Kausalität verwechseln", betonte man bei der BSPP.

Frankreich im Chaos: Tag Nummer sechs der Ausschreitungen

Am Sonntag traf Präsident Emmanuel Macron (45, M.) mehrere Minister zu einer Lagebesprechung.
Am Sonntag traf Präsident Emmanuel Macron (45, M.) mehrere Minister zu einer Lagebesprechung.  © Mohammed Badra/EPA POOL/AP/dpa

Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Straßen langsam abzuebben.

In der sechsten Nacht der Unruhen wurden 157 Menschen festgenommen, wie das französische Innenministerium mitteilte. Deutlich weniger als in den Nächten zuvor gemessen an den mehr als 1000 Festnahmen am Wochenende.

Drei Ordnungskräfte wurden demnach in der Nacht zu Montag verletzt, 297 Fahrzeuge brannten und auf den Straßen zählten die Einsatzkräfte 352 Brände. Außerdem hätten die Demonstranten an 34 Gebäuden Feuer gelegt.

Innenminister Gérald Darmanin hatte erneut auf eine massive Polizeipräsenz gesetzt. 45.000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, darunter auch wieder mit gepanzerten Fahrzeugen.

Das Chaos und die Gewalt scheinen in Frankreich zum Alltag geworden sein. "Die sind völlig außer Kontrolle geraten", sagt ein Anwohner aus Nanterre dem Spiegel.

Zur ersten Deeskalation will Präsident Macron (45) am Dienstag mehr als 220 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen besonders betroffen sind. Das berichtete ebenfalls die Zeitung "Le Parisien". Außerdem möchte sich Macron am Montag (3. Juli) mit den Präsidenten des Senats und der Präsidentin der Nationalversammlung treffen.

Macron wolle mit einer "sorgfältigen und längerfristigen Arbeit beginnen, um die Gründe, die zu diesen Ereignissen geführt haben, gründlich zu verstehen", erklärte das Präsidialamt.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastien Salom-Gomis/AFP, Twitter/CEMA_FR

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