Beliebte Touri-Stadt verdreifacht Parkgebühren - aber nur für Besucher!

Paris - Die Stadt der Liebe macht Ernst! Nach einer Bürgerbefragung werden die Parkgebühren für schwere Geländewagen in Paris verdreifacht. Zahlen sollen jedoch nur Touristen.

Die Abstimmung fiel zur Freude der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (64, M.) aus.
Die Abstimmung fiel zur Freude der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (64, M.) aus.  © Michael Evers/dpa

Mit knapper Mehrheit kann der Plan von Bürgermeisterin Anne Hidalgo (64) nun in die Tat umgesetzt werden. Seit die Sozialistin die französische Hauptstadt regiert, hat sie den SUVs den Kampf angesagt.

Ihr Ziel? Paris soll zum Mekka für Radfahrer und Fußgänger werden. Die "Stadt der Viertelstunde", wie Hidalgo es gegenüber Zeit Online beschrieb. Ihrer Meinung nach könnten Bürger und Bürgerinnen alles, was sie im Alltag benötigten, fußläufig in 15 Minuten erreichen.

Die 64-Jährige beschrieb SUVs in der Vergangenheit als "laut, platzraubend und umweltschädigend".

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Ab dem 1. September sollen daher SUV-Fahrer und die anderer schwerer Autos für eine Stunde Parken im Zentrum nicht mehr 6 Euro zahlen, sondern 18. In den Außenbezirken soll die Gebühr von 4 auf 12 Euro steigen.

Wer also mit seinem Geländewagen in die Innenstadt fährt und dort sechs Stunden verbringt, wäre statt bislang 75 Euro bald schlappe 225 Euro los.

Geringe Wahlbeteiligung, aber über 900.000 Autos betroffen

"Mehr oder weniger SUV in Paris?", lautete am Sonntag die Frage für mehr als eine Million Pariser.
"Mehr oder weniger SUV in Paris?", lautete am Sonntag die Frage für mehr als eine Million Pariser.  © Michel Euler/AP/dpa

Rund 1,3 der insgesamt knapp 2,2 Millionen Einwohner der Stadt (Stand 2019) wurden zur Abstimmung unter dem Motto "Mehr oder weniger SUV in Paris?" aufgerufen.

Laut dem französischen Sender BFMTV gaben jedoch lediglich 5,68 Prozent ihre Stimme ab. Das sind gerade einmal 78.121 der Stimmberechtigten.

Etwa 54,5 Prozent von ihnen stimmten für die Erhöhung, rund 45,5 Prozent dagegen.

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SUVs sorgen laut der Stadt für eine erhöhte Umweltverschmutzung, nehmen zu viel öffentlichen Raum ein und gefährden die Verkehrssicherheit. Der neue Sondertarif könne diese Probleme zwar nicht direkt lösen, aber begrenzen, so die Hoffnung.

Betroffen von den neuen Gebühren sind laut dem Magazin Les Échos fast 900.000 Autos in der Hauptstadtregion Île-de-France. Das sind knapp 16 Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes.

Neue SUV-Parkgebühren gelten nur für Touristen

Hidalgo hält eisern an ihrer Vision für ein "Grünes Paris" fest.
Hidalgo hält eisern an ihrer Vision für ein "Grünes Paris" fest.  © Thomas Samson/AFP/dpa

Bezahlt werden soll der Sondertarif allerdings nur von Besuchern. Für Anwohner, Handwerker und Pflegedienste ändert sich nichts.

Die neuen Gebühren gelten für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht.

"Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden ganz sicher nachziehen", erklärte Hidalgo nach dem Entscheid. "Sie wollen diesen schweren Autos in den Straßen den Platz nehmen, aus Umweltgründen und wegen der Sicherheit."

Kritik ernteten die gebürtige Spanierin und ihre rot-grüne Regierung bereits vor der Abstimmung. "Machen Sie sich nichts vor: Dieser Kampf gegen SUV ist nur ein Hintertürchen, um das Auto als Ganzes auszurotten", beschwerte sich laut Spiegel der Automobilclub "40 millions d'automobilistes".

Der Chef der Internationalen Energie-Agentur (IEA), Fatih Birol (65), hingegen begrüßte den Entscheid. Für ihn sei es höchste Zeit für ein staatliches Eingreifen gegen die wachsende Verbreitung von SUVs.

Titelfoto: Michel Euler/AP/dpa

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