"Doxxing-Truck" veröffentlicht Bilder und persönliche Daten von Harvard-Studenten
Cambridge (Massachusetts/USA) - Auf dem Campus der Harvard University in Cambridge (Massachusetts/USA) wurde am Donnerstag ein Truck gesichtet, der auf großen LED-Leinwände Studenten an den Pranger stellte - mit privaten Daten.
An den Seiten des Trucks waren Bilder und persönliche Daten von Harvard-Studenten abgebildet, welche Israel die alleinige Schuld für die Gewalt im Nahen Osten gaben.
Die New York Post bezeichnete diesen Wagen passenderweise als "Doxxing-Truck".
Doxxing bezeichnet ein Verhalten, bei dem nicht öffentliche, personenbezogene Daten zusammengetragen werden, um eine Person an den Pranger zu stellen und um sie von einem anonymen Mob angreifbar zu machen. Dies ist nicht nur eine Form psychischer Gewalt, sondern letztlich auch Selbstjustiz.
Finanziert und betrieben wurde der Truck von der gemeinnützigen Nachrichten-Watch-Organisation "Accuracy in Media". Auf dem Truck stand "Harvards führende Antisemiten" und die URL der Website "HarvardHatesJews.com" (Deutsch: Harvard hasst Juden).
"Accuracy in Media": "Alle sollen wissen, wer hasserfüllt ist"
Die Seite "HarvardHatesJews.com" ist nicht mehr aufrufbar.
Die Seite wurde vermutlich von "Accuracy in Media" selbst online gestellt. Auf dieser wurden der New York Post zufolge Studenten aufgefordert, mit vorgefertigten Texten Mails an den Verwaltungsrat der Universität zu schicken, mit der Forderung, "diese Studenten auszuschließen und ihre Organisationen sofort vom Campus zu entfernen".
"Accuracy in Media" verteidigte diesen "Doxxing-Truck", denn "es ist unglaublich wichtig zu wissen, wer die hasserfüllten Antisemiten in unserer Gesellschaft sind. Und es ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben", so Adam Guillette, der Präsident von "Accuracy in Media".
Harvard Hillel, eine jüdische Organisation auf dem Campus der Harvard University, kritisierte die Aktion von "Accuracy in Media" dagegen auf das Schärfste.
Prof. Jason Furman: "Unter allen Umständen falsch"
Auf ihrer Website schrieb die Organisation: "Harvard Hillel verurteilt entschieden alle Versuche, Mitunterzeichner der Erklärung des Palästina-Solidaritätskomitees (PSC, d. Red.) zu bedrohen und einzuschüchtern, einschließlich des Trucks auf dem Campus, auf dem die Namen und Gesichter von Studenten zu sehen sind, die den Gruppen angehören, die sie unterzeichnet haben."
Sie machten weiter klar, dass sie die Erklärung des PSC weiterhin "auf das Schärfste zurückweisen", und forderten die Rechenschaftspflicht dessen Unterstützer. Aber unter keinen Umständen "sollte sich diese Verantwortung auf die öffentliche Einschüchterung von Einzelpersonen erstrecken", so Harvard Hillel.
Auch der Harvard-Professor und Wirtschaftswissenschaftler Jason Furman (53) brachte es auf den Punkt:
"Zwei Unrechte machen noch kein Recht. Die Veröffentlichung von Listen von Studierenden und persönlichen Informationen unter den Überschriften 'Terrorist', 'völkermörderischer Mörder' und 'Antisemit' ist unter allen Umständen falsch."
Titelfoto: Bildmontage: 123rf/mjbs, Screenshot/X/bsorks, Accuracy in Media