China - In China veranstalten skrupellose Geschäftemacher ihre ganz eigene Version von "Squid Game". Wer verliert, muss zwar nicht sterben, aber das macht das Spektakel nicht weniger dramatisch.
Bei der "Selbstdisziplin-Challenge" werden Kandidaten wochenlang von der Außenwelt isoliert, rund um die Uhr gefilmt und müssen sich an strenge Regeln halten.
Wer bis zum Ende durchhält, kann ein kleines Vermögen gewinnen. Doch die Startgebühren sind schwindelerregend hoch, die Konditionen völlig undurchsichtig, berichtete die Tageszeitung Yangcheng Evening Post.
Die Challenge variiert von Anbieter zu Anbieter. In einigen Fällen müssen Kandidaten auf "sämtliche elektronische Geräte" verzichten, dazu zählt auch das Betätigen des Lichtschalters. In anderen Fällen dürfen die Teilnehmer nur maximal drei Sekunden auf ihr Handy schauen und es nur maximal zehn Sekunden laden lassen.
Üblicherweise liegt die "Registrierungsgebühr" bei umgerechnet 800 bis 1200 Euro. Dafür müssen sich die Teilnehmer 26 bis 35 Tage einsperren lassen.
Besonders übel: Wer das Kleingedruckte nicht liest, hat mitunter Pech gehabt. So berichten enttäuschte Teilnehmer, dass "Nacktheit" ausdrücklich verboten ist. Wer beispielsweise im Schlaf Haut zeigt, muss sofort aussteigen. Ebenso ist es verboten, tagsüber zu schlafen, denn die Kandidaten sollen "pünktlich" ins Bett gehen.
In einigen Fällen sollen die Organisatoren der Befremdlich-Challenge Alkohol und Zigaretten gereicht haben - doch wer zugreift, fliegt.
Bilder: Diese Challenge bringt Teilnehmer an ihre Grenzen
"Selbstdisziplin-Challenge": Arbeitsloser scheitert drei Mal
In einem Fall stellt ein Veranstalter den Teilnehmern etwa 400.000 Yuan (rund 53.000 Euro) in Aussicht, wenn sie sich etwa 35 Tage lang alleine in einen Raum einsperren lassen. Einzige Bedingung: Die Kandidaten dürfen sich nicht das Gesicht bedecken.
Auch ein Mann namens Zhang hoffte auf den Gewinn, berichtet die Zeitung Beijing Daily News.
Der Arbeitslose borgte sich die Startgebühr von 6900 Yuan (917 Euro), reiste zum Veranstaltungsort im chinesischen Hinterland und ließ sich einsperren. Doch Zhang scheiterte. Noch am ersten Tag rieb er sich die Augen, wurde deswegen prompt disqualifiziert, weil sein Gesicht für drei Sekunden bedeckt war.
Wenige Tage später kam Zhang wieder, hatte sich wieder Geld geborgt und scheiterte am zweiten Tag der Challenge. Diesmal wollte Zhang sein Bett machen und drehte dabei der Kamera den Rücken zu. Er habe eben eine "Glücksspieler-Mentalität", meldete sich mit geborgtem Geld zum dritten Mal an - und scheiterte erneut. Diesmal verdeckte eine Bierdose sein Gesicht, als er im kargen Raum trainierte, beklagt er.
Inzwischen weiß Zhang: "Das ist Betrug. Die Regeln scheinen einfach zu sein, doch es ist unmöglich, erfolgreich zu sein." Er hat den Veranstalter inzwischen verklagt.