Nach Protesten in China: Null-Covid-Politik aufgehoben, droht nun eine Infektionswelle?
China - Teile der strengen Corona-Politik in China sind nach den landesweiten Protesten aufgehoben worden. Chinesische Bürger empfinden nun sowohl Erleichterung als auch eine neue Sorge.
Nachdem die chinesische Regierung am 7. Dezember Lockerungen der harschen Covid-Maßnahmen bekannt gegeben hatte, breitet sich laut einem Bericht der BBC vorerst Erleichterung in der Bevölkerung aus.
Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben, können jetzt Zuhause bleiben und werden nicht mehr in Quarantänelagern (zwangs)untergebracht.
Weiterhin entfallen Tests für viele Veranstaltungsorte. Innerhalb des Landes kann man wieder freier reisen und für einzelne Städte wurde der anhaltende Lockdown bereits aufgehoben.
Nachdem auf Social Media etliche Berichte viral gegangen sind, in denen Menschen mit Gewalt in Quarantänelager eskortiert wurden, atmen Chinas Bürger endlich auf.
Weitreichende Veränderungen: China ändert die bisherige Corona-Strategie
Laut BBC haben etliche Menschen die veränderte Stimmung zur aktuellen Lage zum Ausdruck gebracht.
"Endlich! Ich werde mir keine Sorgen mehr darüber machen, infiziert zu werden oder als enger Kontakt weggebracht zu werden", schrieb eine Person in den chinesischen sozialen Medien.
Ein anderer sagte: "Kann mir jemand erklären, was passiert? Warum ist die Veränderung plötzlich und so groß?"
Die weitreichenden Veränderungen deuten darauf hin, dass China endlich von seiner Null-Covid-Politik abrückt und wie der Rest der Welt "mit dem Virus leben" will, so die BBC.
Gelockerte Richtlinien und aufgehobene Beschränkungen
- Nur noch Risikobereiche sollen begrenzt werden, keine ganzen Städte, Häuserblocks, Gebäude, Stockwerke oder Wohnungen.
Man brauche nur noch Tests für bestimmte Einrichtungen.
Eine Quarantäne mit mildem Krankheitsverlauf dürfe von Zuhause aus durchgeführt werden.
Hochrisikogebiete würden nur noch maximal fünf Tage lang abgesperrt werden, sofern es keine neuen Fälle gibt.
Erkältungsmedikamente könne man ab sofort wieder ohne Krankheitsnachweis kaufen.
Es soll Impfkampagnen geben, vor allem für Ältere.
Die neuen Richtlinien beinhalten auch ein striktes Verbot, Notausgänge und Türen zu blockieren. Dies folgt Berichten über Menschen, die während eines Erdbebens in ihren Häusern eingesperrt wurden, und von Gebäuden, die im Rahmen von Sperrmaßnahmen versiegelt wurden, so die BBC.
Kommt die 180-Grad-Wende zu plötzlich für Chinas Gesundheitssystem?
Viele Nutzer chinesischer Social-Media-Kanäle haben sich laut BBC bereits besorgt geäußert: "Das medizinische System wird überfordert sein und viele ältere Menschen würden infiziert werden. Es beginnt jetzt."
"Chinas großes Risiko besteht jetzt darin, Covid-Beschränkungen aufzuheben, ohne eine breit geimpfte Bevölkerung zu haben", sagte James Crabtree, Exekutivdirektor des Instituts für strategische Studien in Singapur.
Die BBC spricht von einer geringen Inanspruchnahme von Auffrischungsimpfungen in China, außerdem soll der chinesische Corona-Impfstoff laut einer Studie weniger wirksam sein, als westliche Impfstoff-Varianten.
Bereits jetzt steigen die Fallzahlen in China rasant an. Erste Medienberichte lassen Sorge aufkommen.
Wie die Corona-bezogene Öffnung des Landes in Zukunft tatsächlich umgesetzt wird und ob mit einem Anstieg der Todesfälle zu rechnen ist, bleibt abzuwarten.
Titelfoto: Ng Han Guan/AP/dpa