Massenproteste gegen Banken: Hetzt Chinas Regierung Panzer auf das Volk?

Rizhao (China) - In den sozialen Medien sind Videos aufgetaucht, die Schlimmes belegen könnten: Die chinesische Regierung soll angeblich Panzer schicken, um die Banken vor einem möglichen Bankenansturm zu schützen. Was ist an den Aufnahmen dran?

Panzer rollen durch eine chinesische Millionenstadt. Das Video wurde offenbar von einem Passanten aufgenommen.
Panzer rollen durch eine chinesische Millionenstadt. Das Video wurde offenbar von einem Passanten aufgenommen.  © Twitter/Anonymous Operations

Die chinesische Bankenkrise verschärft sich: Bereits seit Monaten können viele Chinesen nicht mehr unbegrenzt Bargeld abheben, wie Newsweek berichtet. Hintergrund ist ein Auszahlungsstopp bei sechs Provinzbanken, die sich offenbar bei riskanten Geschäften verzockt haben.

Tausende Chinese gehen deswegen seit Wochen auf die Straße und kampieren vor den angeschlagenen Banken. Laut einem Bericht vom "Guardian" geht die Regierung mittlerweile gewaltsam gegen die Demonstranten vor.

Brutal räumte die Polizei Mitte Juli ein großes Protestcamp und verhängte hohe Bußgelder. Einige Demonstranten sollen mittlerweile wohl auch im Gefängnis sitzen.

Grausamer Drill: Junge Ballerina (17) von den eigenen Eltern fast zu Tode gehungert
Australien Grausamer Drill: Junge Ballerina (17) von den eigenen Eltern fast zu Tode gehungert

Am Montag tauchten dann in den sozialen Medien verstörende Videos auf. Zu sehen ist eine Panzerkolonne, die in der Küstenstadt Rizhao (über eine Million Einwohner) auffährt.

Schnell kam der Verdacht auf, dass die Regierung gewaltsam gegen Kritiker und wütende Bankkunden vorgehe.

Die chinesische Regierung versuchte zu beschwichtigen. Man wolle lediglich eine Militärübung durchführen, hieß es. In sozialen Medien Chinas wurde das Video derweil von Zensoren gelöscht.

Viele dürften sich bei den bedrohlichen Videos an die Niederschlagung der Studenten-Proteste am "Platz des Himmlischen Friedens" im Juni 1989 erinnert fühlen. Damals starben Tausende Menschen, einige wurden von Panzern totgefahren.
Viele dürften sich bei den bedrohlichen Videos an die Niederschlagung der Studenten-Proteste am "Platz des Himmlischen Friedens" im Juni 1989 erinnert fühlen. Damals starben Tausende Menschen, einige wurden von Panzern totgefahren.  © Jeff Widener/AP/dpa

Video: Panzer-Kolonnen fahren durch Rizhao

Warum schickt die chinesische Regierung Panzer in die Millionenstadt?

Gern lässt die Kommunistische Partei Panzer vom Typ 99A2 auf Paraden rollen. Doch was will Chinas Präsident Xi Jinping (69) wirklich?
Gern lässt die Kommunistische Partei Panzer vom Typ 99A2 auf Paraden rollen. Doch was will Chinas Präsident Xi Jinping (69) wirklich?  © Ng Han Guan/AP/dpa

Die Regierung kontrolliert das Internet. Informationen aus dem Land lassen sich deswegen nur sehr schwer überprüfen.

Nun habe aber eine Recherche von "Newsweek" ergeben, dass die Panzer wohl in der Tat zu einer Militärübung unterwegs waren.

Offenbar wurden die Videos besonders häufig von Accounts geteilt, "die für Kryptowährungen und traditionelle finanzielle Absicherungsinstrumente (insbesondere Silber und Gold) werben." Begleitet wurde das Videomaterial zudem mit "Angst machenden Kommentaren über einen bevorstehenden Finanzkollaps." Zudem gab es in Rizhao bisher keine bekannten Banken-Proteste

"Kriegsähnliche Szenen": Fast 100 Tote nach Unwettern in Urlaubsregionen
Spanien "Kriegsähnliche Szenen": Fast 100 Tote nach Unwettern in Urlaubsregionen

Ergo seien die Videos zwar nicht gefälscht, doch der Kontext stimme nicht, schreibt die Zeitung.

Was für viele Beobachter allerdings viel bedrohlicher wirkt, ist das zunehmend schrillere Auftreten der chinesischen Regierung in der Taiwan-Frage.

Gut möglich, dass die chinesische Armee in der Nähe der Küstenstadt Rizhao für eine geplante Invasion des Inselstaates übt.

Titelfoto: Montage: Ng Han Guan/AP/dpa, Twitter/Anonymous Operations

Mehr zum Thema China: