China droht den USA - Eskalation um Taiwan befürchtet
Peking - In den Spannungen um Taiwan wachsen die Sorgen vor einer Eskalation und den Folgen eines Konflikts für die Wirtschaft in Deutschland und weltweit. China warnte die USA am Montag erneut vor einer "sehr ernsten Lage und Konsequenzen", sollte die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi (82), zu einem Besuch nach Taiwan reisen.
Die 82-jährige Spitzenpolitikerin begann ihre Asienreise am Montag in Singapur. Zwar steht das demokratische Taiwan nicht auf ihrem Reiseplan, doch fürchtet Peking, dass sich Pelosi über seine Warnungen hinwegsetzen könnte.
Chinas Führung betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh entschieden ab. Hingegen versteht sich das 23 Millionen Einwohner zählende Taiwan seit Langem als unabhängig. Eine Visite der Nummer Drei der USA wäre der ranghöchste US-Besuch in Taipeh seit Jahrzehnten.
Deutsche Außenpolitiker warnten vor einer Eskalation. Der Druck wachse, da beim Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas im Herbst ein Strategiewechsel bevorstehen könnte, sagte FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff (55) der "Rheinischen Post".
"Sollte Chinas Präsident Xi Jinping einen Angriff auf Taiwan ins Auge fassen, müssten die USA entscheiden, ob sie eingreifen oder nicht." Ein Angriff hätte "katastrophale Folgen auch für unsere Wirtschaft".
So krass droht China Pelosi und den USA
Ein Besuch Pelosis in Taiwan wäre eine "krasse Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten", warnte ein Pekinger Außenamtssprecher. China sei auf alles vorbereitet. "Die Volksbefreiungsarmee wird nicht tatenlos zusehen, und die chinesische Seite wird sicher energische und entschiedene Maßnahmen ergreifen, um unsere Souveränität und territoriale Integrität zu schützen."
Pelosi hat schon länger vor, das freiheitliche Taiwan zu besuchen, um damit ein Zeichen gegen die Drohungen aus Peking zu setzen. Allerdings hatte auch US-Präsident Joe Biden (79) zurückhaltend auf die berichteten Besuchspläne reagiert und gesagt, das US-Militär halte es im Moment für keine gute Idee. Seit den 1990er-Jahren sind die Spannungen um Taiwan nicht mehr so hoch gewesen.
Der russische Einmarsch in der Ukraine hat auch Befürchtungen verstärkt, dass sich China die demokratische Inselrepublik auf ähnliche Weise gewaltsam einverleiben könnte.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (69) betrachtet es als seine historische Mission, die "Vereinigung" umzusetzen, und droht mit einer Eroberung.
Titelfoto: Fotomontage: dpa/Ju Peng, dpa/ J. Scott Applewhite