Bürgermeister (65) "heiratet" Schülerin, dann befördert er ihre Mutter in wichtiges Amt
Araucaria - Dieser brasilianische Bürgermeister hat wohl einiges zu erklären. Hissam Hussein Dehaini heiratete im letzten Monat eine 16-jährige Schönheitskönigin. Im Gegenzug soll er der Mutter des Mädchens einen Spitzenjob im Rathaus verschafft haben. Die Luft wird dünn für den 65-Jährigen.
Die brasilianische Ausgabe des Magazins "Vogue" enthüllte am Dienstag die üblen Machenschaften des Bürgermeisters von Araucaria, eine knapp 150.000 Einwohner zählende Stadt im Süden des Landes. Seitdem kommen immer mehr Details ans Licht.
Zunächst wurde bekannt, dass Bürgermeister Hissam Hussein Dehaini (65) frisch verheiratet ist.
Seine Braut: Eine 16-jährige Gymnasiastin, die zuvor einen Teeny-Schönheitswettbewerb gewann. Befremdlich, aber in Brasilien nicht strafbar. Dort dürfen auch Minderjährige im Alter von 16 Jahren mit dem Einverständnis ihrer Eltern den Bund der Ehe eingehen.
Doch am Tag nach der Hochzeit trat die Mutter des Mädchens, Marilene Rode, ihren neuen Job im Rathaus an. Sie ist nun für Kultur und Tourismus in der Großstadt verantwortlich, leitet eine große Behörde. Was sie für den gut dotierten Posten qualifiziert, ist völlig unklar. Zuvor war die Frau als Sekretärin in der Schulbehörde tätig, berichtet das Medium G1. Offizielle Begründung für die Personalentscheidung: Die Frau hat Erfahrung, weil sie schon seit 26 Jahren im öffentlichen Dienst arbeitet.
Viele Brasilianer sehen das freilich anders und sind überzeugt, dass das blutjunge Mädchen von ihrer Mutter zur Ehe mit dem 49 Jahre älteren Mann gezwungen wurde. Der Ratshausjob war der Brautpreis, den der Bräutigam dafür zahlte. Auch die Schwester seiner neuen Schwiegermutter bekam einen Posten, ist jetzt Bürochefin im Rathaus.
Dehaini dürfte schon bald wegen Vetternwirtschaft belangt werden - und das ist auch in Brasilien ist das eine Straftat.
Dieses Bild soll bei der "Hochzeit" entstanden sein
Schon länger Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Hissam Hussein Dehaini
Das ist aber noch nicht alles, was einer breiten Öffentlichkeit über den feinen Herrn Bürgermeister in den letzten Tagen bekannt wurde.
Bereits 2019 wurden gegen den Anhänger von Ex-Präsident Jair Bolsonaro (68) Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft bekannt. Er soll seine ganze Sippe - die damalige Ehefrau, die beiden gemeinsamen Töchter, einem Schwager und seinem Schwiegersohn - mit Rathaus-Pöstchen versorgt haben. Doch das Ermittlungsverfahren verlief im Sande.
Dazu kommen Vorwürfe, dass Dehaini vor seiner Zeit als Politiker Drogen-Geschäfte im ganz großen Stil getätigt haben soll. 2001 kam er nach einem Bericht des Portals Folha de Londrina dafür in U-Haft, saß mehr als 100 Tage ein, wurde aber letztendlich wieder auf freien Fuß gesetzt.
Der damalige Staatsanwalt zeigte sich damals von der Gerichtsentscheidung enttäuscht und weigerte sich die Entscheidung zu kommentieren.
Bereits zu dieser Zeit soll der Skandal-Bürgermeister über ein erstaunliches Vermögen verfügt haben - Flugzeuge, Villen, Bargeld. Und auch heute ist Dehaini kein armer Mann. In offiziellen Dokumenten zur Bürgermeisterwahl gab er an, umgerechnet 2,5 Millionen Euro an Vermögenswerten zu besitzen. Auch einen Hubschrauber nennt er sein Eigen.
Ob das tatsächlich genug Geld ist, um die Heli-Ausflüge, auf die er so gern seine junge Frau mitnimmt, zu finanzieren, sei dahingestellt. Ein brasilianisches Finanzportal schätzt alleine die monatlichen Wartungskosten auf umgerechnet 10.000 Euro.
Stand Mittwochmittag, 14 Uhr, ist der Bürgermeister noch im Amt. Er hat die Vorwürfe bislang nicht kommentiert.
Titelfoto: Bildmontage: Instagram Kauane Rode Camargo