Benimmkurs für alle! Bali hat die Faxen dicke!
Bali - Bali gilt als Insel der Götter - ein traumhaftes Urlaubsziel. Doch rüpelhafte Touristen und rücksichtslose Instagramer lassen die Götter grollen. Deshalb plant die Inselregierung jetzt strengere Regeln für Touristen. Ein sogenanntes "Good Tourist Guidebook" (Reiseführer für den guten Touristen) soll als Verhaltenskodex uneinsichtige Urlauber disziplinieren. Wer gegen die Benimm-Regeln verstößt, riskiert die Vertreibung aus dem Paradies.
Sich halbnackt vor heiligen Tempeln zur Schau stellen, unter der Aschewolke von Vulkanen posieren oder im Affenzahn über die Insel rasen: Weil sich auf Bali immer mehr Touristen danebenbenehmen, legt die Ferieninsel jetzt einen Reiseführer für gutes Benehmen auf.
Der Touri-Knigge soll in die balinesische Kultur einführen, über Sitten und Gebräuche aufklären. Während Indonesien islamisch geprägt ist, gilt Bali als die einzige Insel des Landes mit überwiegend hinduistischer Religion. Der Glaube der Balinesen ist einzigartig und komplex.
Außerdem soll die Unfallquote gesenkt werden. Von Februar bis März wurden 171 teils tödliche Unfälle registriert, bei denen Ausländer gegen Verkehrsregeln verstoßen hatten. Die Inselregierung arbeitet an einem Gesetz, das Reisenden verbietet, Roller anzumieten. Stattdessen sollen sie dann Autos über lokale Tourismusbüros mieten können.
"Ausländer sollten nicht mit Motorrollern auf der Insel herumfahren, ohne Hemd oder Kleidung, ohne Helm und sogar ohne Führerschein", fordert Balis Gouverneur I Wayan Koster (60).
Bali gilt nicht nur als "Mallorca für Australier", sondern ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wegen eingeschränkter Reisemöglichkeiten vor allem bei russischen Touristen beliebt.
620 Ausländer wurden in den ersten drei Monaten aus Indonesien abgeschoben - unter anderem wegen Störung der öffentlichen Ordnung und schlechten Benehmens.
Eigentlich Selbstverständlich: In Gegenwart von heiligen Orten die Kleidung anlassen
Empörung bei Balinesen löste unlängst ein Foto der russischen Influencerin Luiza Kosykh aus, das sie auf Instagram gepostet hatte. Sie hatte sich nackt in den Riesenwurzeln eines Banyan-Baumes in der Region Tabanan fotografiert. Der Post ging viral.
Was sie dabei ignorierte: Der Tropenbaum ist heilig, wird von religiösen Hindus weltweit als Weihestätte verehrt. Die Influencerin wurde schließlich des Landes verwiesen. Zuvor musste ein anderer Russe das Land verlassen, weil er mit nacktem Oberkörper auf dem Vulkan Gunung Agung posiert hatte.
Für die Balinesen ist der 3 100 Meter hohe Feuerberg der Sitz der Götter - vor allem von Shiva, der wichtigsten Gottheit des Hinduismus.
Vorsicht vor den vermeintlich niedlichen Affen
Im Affenwald in Ubud und in sozialen Netzwerken wimmelt es nur so vor Affen. Der Park ist ein Paradies für Instagramer und TikToker. Alle posten solche Fotos der possierlichen Tierchen. Aber Vorsicht, die Affen sehen zwar ganz niedlich aus.
Sie können aber im Handumdrehen auch aggressiv werden und beißen. Manche schnappen sich blitzschnell das Handy, Schmuck, Sonnenbrillen oder glitzernde Wertgegenstände und nehmen damit Reißaus.
Warnung: Keine Bananen füttern und kein Obst in Beuteln oder Hosentasche mitnehmen.
Innerhalb der Tempel in Bali gibt es ebenfalls einen Dresscode
Der Hindutempel Tanah Lot - auch Meerestempel genannt - steht direkt an der Küste auf einem Felsen im Wasser. Im Leitfaden für gutes Benehmen ist genau aufgelistet, wie man sich in balinesischen Tempeln verhalten muss.
Im Touri-Knigge steht: Beim Besuch von Tempeln muss ein Sarong (langer Rock für Männer und Frauen) getragen werden.
Neben der Tempeletikette sowie Kleider- und Benimmregeln rund um heilige Wahrzeichen wie Banyan-Bäume wird auch die religiöse Bedeutung bestimmter Berge erklärt.
Der Para Ulun Danu Beratan Tempel ist ein Wahrzeichen Balis und dementsprechend überlaufen. Der Wassertempel ist Shiva als Schöpfer geweiht, einem der Hauptgötter des Hinduismus. Was hier so beschaulich einsam aussieht, ist in Wirklichkeit ein Kleinod mit Massenauflauf.
Vor allem am späten Nachmittag und zum romantischen Sonnenuntergang spucken Reisebusse hunderte Touristen aus.
Um am besten Punkt für ein gutes Foto stehen zu dürfen, muss man sich nicht selten anstellen. Verboten sind "unangemessene Kleidung" sowie "unsittliches Verhalten".
Mopeds sind ein beliebtes Fortbewegungsmittel und gleichzeitig Auslöser vieler Touristenunfälle
Einen Motorroller zu mieten, ist auf Bali billig. Mopeds sind flexibel im dichten Verkehr. Doch Touristen rasen damit ungeniert durch die Gegend, tragen oft keinen Helm und werden so zur Gefahr für sich und andere.
In Canggu hat die Polizei jetzt schon ihre Verkehrskontrollen verstärkt, damit Passanten nicht von Influencern oder selbsternannten Life Coaches aufgegabelt werden.
Denn das Dorf bietet schnelles Internet, gilt als Hochburg für Digital-Nomaden, Rucksacktouristen und für Workation - wenn also der Arbeitsort an einen Urlaubsort verlegt wird.
Verhaltens- und Flugtipps
Bali-Flüge sind nach Corona teuer geworden. Wer aktuell mit Qatar Airways von Amsterdam (im Direktflug von Dresden erreichbar) fliegt, zahlt ab 706 Euro, mit Singapore Airlines ab 703 Euro (jeweils inkl. Gepäck).
Verhaltenstipps: In Gesprächen nicht die Stimme erheben - gilt als aggressiv! Erst anfangen zu essen, wenn der Gastgeber ein Zeichen gibt. Geschenke mit der rechten Hand überreichen, die Linke gilt als unrein. Der Kopf ist heilig - nicht berühren! Kein Tabu: Fragen nach dem Privatleben (Religion, Anzahl der Kinder).
Über Politik zu debattieren, sollte man den Einheimischen überlassen. Peinlichkeiten mit einem Lächeln überspielen.
Titelfoto: 123rf/prakobkit