Korallenbleiche: Ökosystem steht wegen Hitzewelle vor dem Kollaps
Brisbane - Wegen hoher Wassertemperaturen verlieren immer mehr Korallen im Great Barrier Reef ihre Farbe. Der unterseeische Gespensterwald erstreckt sich über 1100 Kilometer.
Neue Unterwasseraufnahmen zeigen nach Angaben der örtlichen Klimaschutzorganisation Climate Council das ganze Ausmaß des Desasters: Von Lizard Island bis zu den Keppel Islands sei bereits ein 1100 Kilometer langes Gebiet betroffen, berichtete die Nachrichtenagentur AAP am Dienstag.
Auslöser ist laut Experten eine kürzliche marine Hitzewelle in der Region.
"Heron Island war in den letzten Jahren glücklicherweise von mehreren Bleichereignissen verschont geblieben, aber wie es jetzt dort aussieht, ist einfach verheerend", sagte Diana Kleine, Projektmanagerin der örtlichen Organisation Coral Watch.
Die Forscherin besucht die Insel, die etwa 460 Kilometer nördlich von Brisbane in dem betroffenen Gebiet liegt, seit 25 Jahren.
Behörden könnten schon bald eine weitere Massenbleiche ausrufen
Bei Wassertemperaturen von bis zu 30 Grad seien an manchen Stellen bis zu 80 Prozent der Korallen gebleicht. Sie habe eine vier Meter breite Koralle gesehen, die Tausende von Jahren gewachsen sei - und nun völlig fahl und weiß dastehe. Angesichts der Lage könnten die Behörden schon bald eine weitere Massenbleiche ausrufen, warnte Climate Council.
Das Barrier Reef ist ein Naturwunder, das sogar aus dem Weltraum zu sehen ist. Wegen der Meereserwärmung ist es zunehmend in Gefahr. Denn die Korallen stoßen bei schwierigen Bedingungen die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen zusammenleben.
Gebleichte Korallen sind extrem gestresst, aber sie leben noch und können sich wieder erholen. Durch das extrem warme Meerwasser sind sie Experten zufolge aber anfällig für Krankheiten, die sie töten können.
Wenn das Wasser sich in den kommenden Wochen nicht abkühle, dann sei es nur eine Frage der Zeit, bis die gebleichten Nesseltiere absterben würden, sagte Kleine.
Titelfoto: Andrew Ibarra/NOAA/AP/dpa