Angreifer von Sydney identifiziert! Hatte er gezielt Frauen im Visier?
Sydney - Nach der grausamen Messerattacke in einem Einkaufszentrum in Sydney gehen die Ermittler nicht von einem Terrorakt aus. Stattdessen soll der Täter ein anderes Motiv gehabt haben.
Er tötete sechs Menschen, verletzte viele weitere schwer. Dann wurde er von der mutigen Polizeikommissarin Amy Scott aufgespürt und erschossen. Zwei Tage nach dem Anschlag auf das Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction im Stadtteil Bondi gab die Polizei am Montag ein erstes Update zu dem australischen Messerangreifer, der als Joel Cauchi (40) identifiziert wurde.
Ministerpräsident Anthony Albanese (61) sprach von einem "schrecklichen Akt der Gewalt". Auf unschuldige Menschen, die einfach nur ihre Einkäufe tätigen wollten, sei wahllos eingestochen worden.
Doch ganz so wahllos ging Cauchi offenbar nicht vor: Auf Videos, die in sozialen Medien verbreitet wurden, sieht man wie er mit dem Messer durch die stark besuchte Shopping-Meile stürmt und überwiegend weibliche Opfer verfolgt.
Der 40-Jährige seit laut der Polizei psychisch krank und habe gezielt Frauen angegriffen. Fünf der sechs getöteten Opfer waren Frauen, ebenso wie die meisten der Verwundeten. Acht Personen – darunter ein neun Monate altes Baby – wurden ins Krankenhaus gebracht.
"Die Videos sprechen für sich selbst", sagte Karen Webb, Polizeipräsidentin von New South Wales. "Mir und den Ermittlern ist bewusst, dass das ein Bereich ist, der uns interessiert - dass der Täter sich auf Frauen konzentriert und Männer gemieden hat", sagte sie dem nationalen Fernsehsender ABC.
Messerangreifer von Sydney: "Er ist mein Sohn, und ich liebe ein Monster"
Webb betonte, dass die Polizei nicht wissen könne, was der Angreifer, der von einem Polizeibeamten erschossen wurde, im Kopf hatte. "Deshalb ist es jetzt wichtig, dass die Ermittler so viel Zeit damit verbringen, diejenigen zu befragen, die ihn kennen", sagte er.
In Cauchis Facebook-Profil hieß es, er stamme aus Toowoomba in der Nähe von Brisbane und habe eine örtliche High School und Universität besucht.
Nach Angaben seiner Eltern litt er seit seiner Jugend an psychischen Problemen. Sein Vater Andrew Cauchi (76) sagte den örtlichen Medien, er sei "untröstlich" und wisse nicht, was seinen Sohn zum Mord getrieben habe.
"Das ist so schrecklich, dass ich es nicht einmal erklären kann", sagte der sichtlich verzweifelte Mann Reportern vor seinem Haus in Queensland. "Ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um meinem Sohn zu helfen. Es tut mir leid, ich kann nichts tun oder sagen, um die Toten zurückzubringen."
Außerdem ergänzte er: "Er ist mein Sohn, und ich liebe ein Monster. Für Sie ist er ein Monster, für mich war er ein sehr kranker Junge."
Australische Bevölkerung trauert um Opfer der grausamen Messerattacke
Während die Ermittlungen rund um den Täter und sein Motiv auf Hochtouren laufen, sitzt der Schock in der Bevölkerung tief.
Acht Verletzte kämpfen im Krankenhaus weiterhin um ihr Leben, während die Opfer mittlerweile identifiziert werden konnten. Vier weitere Verletzte wurden bereits aus der Klinik entlassen, so die Polizei weiter.
Bei den Getöteten handele es sich laut den Beamten um Yixuan Cheng, eine junge Chinesin, die an der Universität von Sydney studierte, eine Designerin, eine freiwillige Surf-Rettungsschwimmerin, die Tochter eines Unternehmers und eine frischgebackene Mutter, deren verletztes neun Monate altes Baby sich noch immer in kritischem Zustand befinde.
Die Mutter, die 38-jährige Ashlee Good, übergab ihr blutendes kleines Mädchen namens Harriet verzweifelt an Fremde, bevor sie ins Krankenhaus gebracht wurde, wo sie ihren Verletzungen erlag. Der einzige getötete Mann war der 30-jährige Pakistaner Faraz Tahir, der als Wachmann gearbeitet hatte, als er niedergestochen wurde.
Vor dem Bondi-Einkaufszentrum legten die Menschen Blumen nieder, um den Opfern zu gedenken. Im ganzen Land wehten die Flaggen in Trauer auf Halbmast. Das berühmte Opernhaus in Sydney wird an diesem Abend (Ortszeit) mit schwarzen Bändern beleuchtet.
Titelfoto: Montage: David Gray/AFP (2)