Kinder (6 und 2) nach Australien verschleppt und misshandelt? Keine Behörde kümmert sich

Hannover/Townsville (Australien) - Unter Tränen erzählte Großmutter Elfriede O. die mutmaßlich dramatische Geschichte ihrer beiden Enkel Tony (6) und David (2) gegenüber TAG24. Die Jungs aus Hannover sollen der Familie von der Polizei und dem Jugendamt entrissen und gewaltsam nach Australien zu ihrem Vater verschleppt worden sein. Ohne die Hilfe eines international renommierten Anwalts sei die Familie verloren, heißt es. Doch der ist teuer.

Tony (6, l.) und sein kleiner Bruder David (2) auf der Couch bei ihrem Vater im australischen Townsville.
Tony (6, l.) und sein kleiner Bruder David (2) auf der Couch bei ihrem Vater im australischen Townsville.  © privat

Die beiden Kinder einer Mutter aus Hannover, Tony (6) und David (2), seien aktuell in den Zwängen der Familie ihres australischen Vaters Chris A. (36) in Deeragun nahe Townsville gefangen, erzählte die Großmutter. Sollten die beiden nicht aus den Machenschaften des Vaters befreit werden können, drohe ihnen lebenslange Ausbeutung.

Laut Angaben von Elfriede O. würden die Kinder ab ihrem zehnten Lebensjahr aus der Schule genommen und aufgrund eines Generationenvertrags gezwungen werden, den Landschaftsbaubetrieb der Großeltern weiterzuführen, um deren Rente zu finanzieren. Bereits jetzt sei der Sechsjährige als "Daddy's Helper" in seinen vierzehntägigen Ferien eingesetzt worden. Ein Bild zeige, wie erschöpft das Kind nach tagelanger körperlicher Arbeit auf einer Baustelle gewesen sei, berichtete die Oma.

Dieses System sei bereits in der vierten Generation der Familie durchgesetzt worden. Auf der Webseite der Firma "Austen Landscaping & Earthmoving" wird dies ebenfalls so kommuniziert: "Austen Landscaping & Earthmoving ist ein Familienbetrieb mit Sitz in Deeragun. Wir sind stolz auf unsere Arbeit, die wir von Townsville bis Ingham, Ayr und Mt Isa und überall dazwischen leisten. Wir führen die gute Austen-Familientradition nun schon in der vierten Generation fort." Ein Kunde des Familienunternehmens schrieb außerdem in einer Google-Rezension: "Ausgezeichnete Arbeitsmoral und gut gemachte Arbeit. Gutes Team mit Werten der alten Schule!". Dabei steht die Frage im Raum, was mit "Werten der alten Schule" gemeint ist. Die Kinderarbeit in vierter Generation?

In einer Google-Rezension spricht ein Kunde von den von der Firma vertretenen "Werten der alten Schule". Meist wird damit das Gefühl umschrieben, dass etwas "wie früher" ist. Meist soll damit etwas anerkannt werden, das in vorigen Generationen gemacht wurde und immer noch existent ist.
In einer Google-Rezension spricht ein Kunde von den von der Firma vertretenen "Werten der alten Schule". Meist wird damit das Gefühl umschrieben, dass etwas "wie früher" ist. Meist soll damit etwas anerkannt werden, das in vorigen Generationen gemacht wurde und immer noch existent ist.  © Screenshot/Google Rezensionen

"Das ist nicht das moderne Australien, das wir kennen. Das ist eine sehr ländliche Gegend. Jeder kennt jeden. Selbst der Vater der Jungs (36) arbeitet in diesem Betrieb, seit er zehn Jahre alt ist", so die Großmutter. Auch er sei seitdem nicht mehr in die Schule gegangen und leide inzwischen unter extremen körperliche Beschwerden, heißt es. Allerdings wolle er das mit seinen Kindern genau so machen, weil er der Meinung sei, dass es so richtig wäre. "Das ist die Ausbeutung, die im schlimmsten Fall meinen Enkeln bevorsteht!"

Wie die Großmutter berichtete, würde das australische Gericht nichts dagegen tun, solange den Kindern offiziell nichts passiere. Dabei sei es innerhalb der Familie schon längst nicht nur zu Kinderarbeit, sondern zudem zu missbräuchlichen Übergriffen gekommen.

Sechsjähriger solle Pornos mit gucken und seiner Tante die Beine rasieren

Die Mutter der beiden Kinder Tony (6) und David (2) sei verzweifelt.
Die Mutter der beiden Kinder Tony (6) und David (2) sei verzweifelt.  © gofundme

Die deutsche Oma der Jungs erzählte gegenüber TAG24 weiter von innerfamiliärem Missbrauch, der durch die australische Großmutter initiiert würde. In seiner Zeit in Deutschland habe der sechsjährige Junge davon berichtet, gezwungen worden zu sein, seiner Tante regelmäßig die Beine bis in den Intimbereich zu rasieren und sie anschließend zu massieren. Außerdem schaue der Vater der Kinder nach einem anstrengenden Tag immer Pornos, die auch der älteste Sohn mit ihm gemeinsam ansehen müsse. Er habe deshalb bereits auffälliges Verhalten im Kindergarten gezeigt.

Der Vater verwehre den Kindern nicht nur das Recht auf Bildung oder geschütztes Aufwachsen, sondern auch den Kontakt zu ihrer Mutter. Vor allem, wenn sie mit ihren Söhnen am Telefon Deutsch spreche, würde er das Gespräch sofort unterbrechen. Dabei verstehe der Zweijährige aktuell ausschließlich Deutsch. "Dann weint er ganz doll am Telefon und schreit nach seiner Mama. Dann sagt sie zu ihm 'Mami hat dich ganz doll lieb' und sofort unterbricht der Vater das Telefonat!", so die Oma der mutmaßlich verschleppten Kinder.

Er selbst würde sich seit acht Jahren weigern, Deutsch zu lernen und verbiete alles, was mit Deutschland zu tun hat. Er schüre Hass, bezeichne die Familie als Nazis und die Großmutter als "Woman Hitler". Außerdem lasse er nicht zu, dass seine Kinder eine deutsche Geburtsurkunde und einen deutschen Pass bekommen.

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Obwohl bereits ein Gerichts-psychologisches Gutachten gegen den Vater vorläge, gäbe es kein rechtliches Eingreifen. Die Mutter würde als Deutsche in dieser Situation in Australien einfach nicht gehört. Ihr drohe sogar eine Inhaftierung bei Einreise ins Land. Der Vater der Kinder habe vergangen Montag nun sogar die alleinigen Rechte an den Kindern bei Gericht beantragt, teilte Elfriede O. TAG24 am heutigen Freitag mit. Die wohl fehlerhafte Begründung: Die Mutter hätte kein Interesse an den Kindern. Auch die diesbezügliche E-Mail hätte die Familie erst Freitagvormittag deutscher Zeit erreicht. Das sei ein großes Problem, teilte die Großmutter weiter mit. Wegen der Zeitverschiebung seien bereits alle Büros des Gerichts geschlossen und die Mutter habe keine Möglichkeit, einen Eil-Widerspruch zu stellen.

Der zuständige Richter des "Federal Circuit Court of Australia" Christopher John Bowrey aus Townsville sei befangen, glaubt die Oma. TAG24 hat das Familiengericht in Townsville gebeten, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen. Die Antwort lautete: "Es gibt noch kein Urteil in diesem Fall, da das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Ich kann daher keine Informationen über den Prozess preisgeben."

Zwar gibt das australische Gericht keine Details heraus, bestätigte dennoch ein laufendes Verfahren in dieser Familienangelegenheit. Auch die deutschen Behörden könnten angeblich nicht eingreifen, weil der eingetragene Aufenthaltsort der Kinder Australien sei.

Familien ruft zu Spenden für Anwaltskosten auf

Mit einer Spendenaktion will die Großmutter ihre beiden Enkel aus den Zwängen der australischen Familie befreien.
Mit einer Spendenaktion will die Großmutter ihre beiden Enkel aus den Zwängen der australischen Familie befreien.  © privat

So wären die beiden nach einer kurzen Zeit in Deutschland unangekündigt von Polizei und Jugendamt abgeholt worden, um ohne ihre Mama nach Australien zurückgebracht zu werden. Das Visum der Mutter sei nicht gültig gewesen. "Unsere Welt wurde erschüttert", so die Oma.

Die einzige Hoffnung, den Kontakt wiederherzustellen und die Kinder aus diesen scheinbaren Verhältnissen zu retten: die Hilfe eines renommierten Anwalts. Doch dieser ist teuer.

Um ihren Enkeln die Hoffnung auf ein besseres Leben zusammen mit ihrer Mutter zu ermöglichen, haben Mutter und Schwester der Betroffenen nun auf gofundme.com einen Spendenaufruf gestartet. Mit dem gesammelten Geld sollen aller Art Anwaltskosten gedeckt werden, erklärte Elfriede O. Benötigt würden 50.000 Euro.

Ziel sei es, dass die Kinder im besten Fall bei ihrer Mutter leben können. Das wäre nach aktuellem Stand in Deutschland.

"Er erwartet, dass meine Tochter, die eine gebildete Frau ist, sich ihm unterwirft und nicht arbeiten geht, um Kontakt mit den Kindern haben zu dürfen. Das ist der 'Worst Case' meiner Tochter, dass sie wählen muss: Kinder oder Freiheit!", betonte die Großmutter.

TAG24 hat den Vater per E-Mail mit Fragen zu den Vorwürfen konfrontiert. Es kam auch nach mehreren Tagen keine Antwort.

Titelfoto: privat

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