Junge landet Weihnachten in Babyklappe - dann will seine Mutter ihn wieder zurück
Tábor (Tschechien) - Am zweiten Weihnachtsfeiertag gab jemand ein etwa zwei bis drei Monate altes Baby bei einer Babybox ab. Eine soziale Einrichtung nahm das Kind auf und taufte es Jan. Dann meldete sich plötzlich die Mutter.
Über den Vorfall berichtete zunächst die tschechische Boulevardzeitung "Blesk". Gefunden hatten die Mitarbeiter der sozialen Einrichtung den Jungen am 26. Dezember um 15.06 Uhr. Sie hatten ihn Jan, nach der Leiterin der Einrichtung, Jana Svačinová, genannt.
Das Baby wurde in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort wurde festgestellt, dass es dem Kind gut geht, es jedoch Anzeichen von Vernachlässigung zeigte. Nach einer Untersuchung schätzten die Ärzte das Kind auf zwischen zwei bis drei Monate.
Überraschend für alle: Später meldete sich die Mutter des Babys und verlangte die Rückgabe des Jungen. Sie bekam das Kind jedoch vorerst nicht zurück. Ludvík Hess, der Gründer des Babybox-Netzwerks in Tschechien, sagte der Zeitung "Blesk" dazu, dass erst geprüft werden müsse, ob das Kind weiter in der Familie leben könne.
Vermutlich müssen dazu die Umstände geklärt werden, unter denen das Kind an Weihnachten in der Babyklappe landete.
Diese Babyboxen gibt es seit 2008 in Tschechien. Seitdem wurden dort 260 Kinder abgeben.
Scharfe Kritik an tschechischen Babyboxen
Nach der Einführung hatte es Kritik an diesem System gegeben, in dem Eltern anonym ihre Kinder abgeben können. Das UN-Kinderrechtskomitee hatte 2011 die sofortige Abschaffung gefordert.
Das UN-Komitee sah darin das Recht der Kinder auf eine Identität verletzt. Statt Babyklappen einzurichten, solle der Staat lieber die Ursachen der Babyabgabe bekämpfen und ungewollt Schwangeren Beratung und soziale Hilfe anbieten, hieß es in dem UN-Bericht.
Ludvík Hess wehrte sich gegen die Kritik an seinem Projekt. Mütter, die ihre Kinder auf diese Weise abgeben, hätten dafür "ernsthafte Gründe", sagte Hess der Deutschen Presse-Agentur damals. Als Beispiel nannte er illegale Ausländerinnen, die Angst vor Abschiebung hätten.
Titelfoto: Uli Deck/dpa